Nr. 26, April 1999
"Fighting for freedom is like fucking for virginity." Dieser alte Spruch der Woodstock-Generation hat nichts von seiner Wahrheit eingebüsst. Verhandlungen mit Milosevic seien zwecklos gewesen, sagen die Befürworter des Kosovo-Krieges. Die NATO-Angriffe seien noch schlimmer, sagen die Gegner. Und beide haben sie Recht.
Der Versuch, sich in Milosovic's Lage hineinzuversetzen, zeigt, dass er sich fast schon darauf verlassen konnte, das die militärischen Drohungen nicht umgesetzt, die Bomber auf ihren Basen bleiben würden.
Was gerne vergessen wird: Dieser Krieg begann nicht vor ein paar Tagen, sondern vor fast zehn Jahren mit dem Auseinanderbrechen des Vielvölkerstaates Jugoslawien.
Wie war das in Bosnien? Die UNO erklärte von Flüchtlingen übervölkerte Städte zu "Schutzzonen", die anschliessend nicht geschützt, sondern mitsamt allen Menschen darin kampflos an die Serben übergeben wurden. Das Ergebnis ist bekannt und zeigt die Wucht des Hasses, der sich dort so leicht, so schnell, so brutal entläd, wenn niemand die Beteiligten daran hindert.
Schon damals warnten Kenner der Gegend vor einer erneuten blutigen Auseinandersetzung im Kosovo. Vergebens. Was sollte darauf hindeuten, dass die vielbeschworene "internationale Staatengemeinschaft" jetzt anders handeln würde? Wer oder was sollte Milosevic zum Einlenken bewegen? Es kam, wie es kommen musste: Er blieb stur. Die westlichen Militärs und Regierungen aber auch.
Bis jetzt sieht es so aus, als stärke dieser Krieg Milosevic den Rücken. Die Entvölkerung des Kosovo hat Ausmasse angenommen, die jeden Appell an "zivilisierte Normen" verspotten und ohne die Luftangriffe unwahrscheinlich gewesen wären.
Und jetzt? Kein Mensch weiss, wie es weitergehen soll. Die Diskussion zum Thema Bodentruppen ist angelaufen. Spiegel's Augstein bemängelt, dass nicht von vornherein damit gedroht wurde. Zivilist Clinton spricht seit der Gefangennahme einiger Soldaten schon lauter darüber. Unser Hardthöhen-Scharping hat sein eher bedächtiges Image mit dem eines Hard(t)liners vertauscht: "...voll reinlangen..." Das Kind ist im Brunnen, die NATO nagelt den Deckel drauf?
Und alle haben sie recht! Es mag ja sein, dass intensive Verhandlungen unter Einbeziehung der Russen doch noch erfolgreich hätten sein können. Es mag andererseits sein, dass ohne Krieg nichts mehr möglich war. Vielleicht. Möglicherweise. Eventuell. Mag alles sein.
Was aber mächtig nervt, ist die Gewissheit, die Überheblichkeit, mit der die Akteure in der Öffentlichkeit agieren. Auf einer Veranstaltung des Friedensforums im ZAKK fanden sich tatsächlich Menschen, die behaupteten, die Massaker im Kosovo seien nur eine Erfindung des CIA. Danke für diesen Beitrag.
Auch die andere Seite ist nicht zimperlich: "Schlächter Milosevic" tönt die Boulevardpresse. Auch dafür Dank. Sowas sind echte Bemühungen um Frieden.
Die extreme Linke unterstützt in bewährter Manier alles und jeden, das den Amerikanern schadet, alle Anderen scharen sich im Namen der Menschlichkeit unter der NATO-Fahne zusammen. Nur: Wie alle militärischen Organisationen, ist auch die NATO kein Menschenrechtsverein. Das ist schlicht nicht ihr Job, das haben Soldaten nicht geübt.
Die weitere Entwicklung ist aus Sicht der Kosover-Albaner schon fast egal: Sie sind in jedem Fall die Verlierer. Nun sitzt eine sechsstellige Zahl von Menschen im Grenzgebiet auf nacktem Boden. Was passiert? Die Minister Europas streiten sich darum, ob und wohin sie ausgeflogen werden sollen. Und wieder haben alle Recht: Natürlich muss den Leuten sofort geholfen werden. Und natürlich ist es besser, wenn sie so nahe wie möglich an ihrer Heimat bleiben können.
Für Zweifel, ruhiges Abwägen aller Optionen, ist in Kriegszeiten kein Platz. Denn es gilt, eine andere Schlacht zu gewinnen: Die Gunst der Medien samt der angemessenen Präsenz darin.
Praktische Beweise für die innere Stimme oder den sechsten Sinn von Frauen gab es schon immer. Jetzt ist es auch wissenschaftlich untermaüert: Intuition ist weiblich. Ein britisches Expertenteam lokalisierte ein Gen auf dem X-Chromosom, das für die Gabe der Eingebung zuständig ist, jedoch nur, wenn es vom Vater auf die Tochter vererbt werde. Sie hätten die damit die Fähigkeit, "durch reine Beobachtung von Nuancen in der Ausdrucksweise und Tonlage anderer Menschen eine Situation einschätzen und sich darauf einstellen zu können", so David Skuse, der Leiter des Teams. Männer müssten mühsam lernen, was Frauen in die Wiege gelegt werde.
Die Psychologin Angelika Faas sagt, Frauen registrierten kleinste Details, speicherten sie und "bringen sie später unbewusst mit Menschen und Ereignissen in Verbindung." Frauen kommt zugute, dass sie zwischen den beiden Hirnhälften schneller hin- und herschalten können. Dies ist nach Ansicht des US-Intuitions-Forschers Philip Goldberg die Grundlage für den sechsten Sinn, der sehr oft Ehemännern Probleme schaffe.
Quelle: ots
An dem Nachmittag, an dem ich auf der Finca Girasol eintreffe, trudelt auch eine Abordnung des Elternvereins der Dorfschule ein. Sie hatten beschlossen, die alte Open-Air-Schule durch ein Steingebäude zu ersetzen und auch schon mit dem Bau angefangen.
"Da helfe ich gerne", sagt Christoph Meier "Ohne Eigeninitiative ist das sonst sinnlos." Inzwischen ist der Rohbau fertig, die Finca Girasol hat das Holz für den Dachstuhl spendiert. Die Spende der KundInnen der Gemüsekiste kommt da genau richtig. Damit kann das Dach gedeckt werden.
Der Alcalde (Bürgermeister) zeigt mir stolz die Farbe, die er schon organisiert hat. Immerhin wurde die sogar vom Staat bezahlt. Wir werden weiter sammeln. Hier lässt sich mit wenig Geld noch viel bewegen.
Das mehr oder weniger brachliegende Schulwesen ist eines der grössten Probleme der Dominikanischen Republik. Lehrergehälter liegen nur knapp über dem sehr geringen Durchschnittsverdienst. Die Ausstattung mit Lehrmitteln ist erbärmlich oder schlicht nicht vorhanden.
Die älteste Universität Amerikas steht in Santo Domingo. Trotzdem ist die Ausbildung dort anerkannt schlecht. Immer wieder streiken die Dozenten für angemessene Bezahlung. Die Elite des Landes schickt ihre Kinder auf private Schulen und Universitäten. Diese entsprechen unserem Standard, sind aber auch dementsprechend teuer.
Los Tainos, das Dorf, dessen Bewohner endlich eine Schule aus Stein haben wollen, ist eine weitverstreute Ansammlung von Bretterhütten und Lehmhäuschen. Die Bewohner sind fast alle haupt- oder nebenberufliche Bananenbauern.
Die Kinder laufen z.T. bis zu einer Stunde zur Schule. Eine Lehrerin mit einem kargen staatlichen Gehalt unterrichtet vier Klassen. Nacheinander. Zwei vormittags und zwei nachmittags.
In der Dominikanischen Republik gibt es Schuluniformen. Die Kinder müssen blaue Hemden oder Blousons tragen. Es hängt von der Einstellung der LehrerInnen ab, ob Kinder mit anderer Kleidung wieder nach Hause geschickt werden.
Wo immer einige Häuser stehen oder zwei Strassen sich kreuzen, gibt es einen "Colmado". Das ist eigentlich ein Lebensmittel-Laden, aber auch gleichzeitig Kneipe und Treffpunkt. Hier bekommen die Menschen alles, was sie brauchen. Von Brot über Getränke bis zu sozialen Kontakten. Und endlos läuft die Musik aus den Ghetto-Blastern...
Das Dorf "Los Tainos" gibt es eigentlich nur, weil es die Bewohner so beschlossen. Eigentlich lautete die Postadresse Azua, Carreta de San Juan, km 8,5. Also von Azua 8,5 km Landstrasse Richtung San Juan. Das klang nicht gut, also beschlossen die Menschen, ein Dorf zu bewohnen, und gaben ihm einen Namen. Inzwischen haben sich auch die Behörden damit abgefunden. Nur deshalb wird die Lehrerin vom Staat bezahlt.
Im luftigen "Konferenzraum" von Horizontes Organicos übergab ich das bei der Gemüsekiste gesammelte Geld im März 1999. Im Sommer war die Schule fertig und wurde eingeweiht. Die Zahl der Schüler verdoppelte sich.
In der Nähe arbeitet einer der seltenen Weinbauern auf einem kleinen Weingarten. Die Trauben gedeihen prächtig und sind prallvoll mit Früchten. Sie werden leider nicht zu Wein gekeltert, sondern als begehrte Tafeltrauben in der Hauptstadt verkauft. Da unter diesen klimatischen Bedingungen viele Schädlinge gedeihen, ist es noch nicht gelungen, hier Bio-Trauben anzubauen.
Ausgabe 11/1998: Notruf aus der Karibik
Ausgabe 11/1998: Spendenaufruf
Ausgabe 01/1999: Reisebericht der Familie Otto
Ausgabe 05/1999: Die Arbeit der GTZ in San Jose de Ocoa/Dominikanische Republik
Links und infos zum Thema Dominikanische Republik auf www.gemuesekiste-bilk.de
samana.com, Dominikanische Suchmaschine
Mit der "Aktion Stromwechsel" hat Greenpeace beachtliche 60.000 Haushalte und 1000 Gewerbebetriebe gefunden, die bereit sind, ihrem bisherigen Stromversorger zu kündigen und zu einem "sauberen" Stromunternehmen zu wechseln.
Nun wurde die bundesweite Suche nach Unternehmen begonnen, die die Teilnehmer der Aktion ab Jahresende mit Strom beliefern können, der weder Atom- noch Kohlestrom enthält und mindestens zur Hälfte aus regenerativem Strom besteht. Dieser "saubere Strom" darf maximal 20 Prozent mehr kosten als herkömmlicher Strom. Ausserdem müssen eine Reihe ökologischer Kriterien erfüllt werden.
Die Forderungen sind hart: Der oder die von Greenpeace gesuchten Stromversorger müssen Strom anbieten, der zu mindestens 50 Prozent aus regenariver Energie (Wind, Biomasse, Sonne, Wasserkraft) und zu höchstens 50 Prozent aus hocheffizient erzeugtem Strom aus Kraft-Wärme-Kopplung auf Basis von Erdgas besteht. Der gesuchte Versorger muss eine Vollversorgung, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, garantieren können. Auch der Reservestrom bei Ausfällen muss umweltfreundlich erzeugt sein. Ausserdem darf der Stromlieferant keinerlei Verflechtungen mit Atomstromkonzernen haben. Die Angebote werden durch das Bremer Ingenierbüro UTEC geprüft.
Greenpeace rechnet wegen der immer noch überhöhten Netzgebühren mit einem Mehrpreis von ca. 7 Pf/kWh gegenüber konventionellem Strom.
Robin Wood startete seine Frühjahrs-Kampagne gegen Gartenmöbel aus Tropenholz. "Möbel aus Raubbauholz dürfen auf dem deutschen Markt keine Chance mehr haben", erklärt Tropenwaldexperte Peter Gerhard von Robin Wood. "Deshalb werden wir in den nächsten Monaten eine Reihe grosser Unternehmen unter Druck setzen und die VerbraucherInnen gezielt über den Tropenholzschwindel aufklären."
Mit falschen Öko-Versprechen täuschten die Anbieter von Tropenholzmöbeln ihre Kundschaft. So zum Beispiel die Reinbeker Firma Schmidt-Paris (Markenname "Teak & Garden"), die in ihrem Versandkatalog behaupte, die burmesischen Teakbäume würden "umweltgerecht" geerntet. "Das heisst: Durch selektiven Einschlag, der allein die Natur schützt. Gegen diese nachhaltige Bewirtschaftung (...) erheben die internationalen Umwelt- und Naturschutz-Organisationen keinerlei Einwände."
Tatsächlich ist die Forstwirtschaft in Burma vollkommen ausser Kontrolle. Selbst der Tropenwaldbericht der Bundesregierung beziffert den jährlichen Waldverlust mit 387.000 Hektar.
Robin Wood fordert das Unternehmen Schmidt-Paris daher auf, den Handel mit jeglichem Tropenholz aus Raubbau sofort einzustellen und die falschen Werbeaussagen richtigzustellen.
"Nur das FSC-Siegel, das Zeichen des Forest Stewardship Council ist der einzig glaubwürdige Herkunftsnachweis für Holz aus einer ökologisch verträglichen und sozial gerechten Forstwirtschaft", so Robin Wood.
Bereits letztes Jahr hatte Robin Wood Tropenholz-Schwindel aufgedeckt, u.a. bei Praktiker, Dänisches Bettenlager, Habitat und Tchibo.
Trotz eines Rekordergebnisses für das Geschäftsjahr 1998 wird der BAYER-Konzern 50 Millionen Mark weniger an Steuern zahlen. Allein die Stadt Leverkusen erleidet so Steuer-Einbussen von 10 Millionen Mark. Noch drei Wochen bevor der Chemie-Multi diese Hiobsbotschaft bekannt gab, hatte er die Planungsziffern der Stadt bestätigt. KommunalpolitikerInnen aller Parteien sind deshalb erbost. Einige sehen darin auch ein politisches Statement zu Rot/Grün. Josef Teltscheid (SPD), der selber bei BAYER arbeitet, forderte das Unternehmen auf, "wenigstens" zu einer "angemessenen Seriösität" in den Geschäftsbeziehungen zurückzukehren. Die Stadt Leverkusen ist nun gezwungen, eine Haushaltssperre zu erlassen und will kommunales Eigentum veräussern.
Da startet die Zeitschrift "Eltern for family" in Sorge um die Zukunft unserer Kinder eine Umfrage nach dem "idealen" Computer für die Kids und 2.700 Leser, so die Selbstauskunft, wollen nur das beste: Eine Maschine, nach der sich so mancher professionelle PC-Nutzer die Finger lecken würde. Gerade gut genug für unsere Kleinen. Schon der Name der Zeitschrift, "Eltern for family", ist denkbar dümmlich-zeitgeistig.
Und was wollen diese fortschrittlichsten aller Eltern, liebevoll beraten vom Prozessorhersteller Intel? Nichts weniger als einen Rechner der modernsten Technik. Ein Pentium III von Intel (was auch sonst?) mit 450 MhZ, 17-Zoll-Bildschirm, eine Riesenfestplatte, Internet-Anschluss, einige zweifelhafte Lernprogramme und natürlich auch einige Spielchen, das ist es, was unsere Kurzen brauchen.
Nebenbei dann, Kosmetik ist alles, auch einige "richtige" Programme (von Microsoft, von wem denn sonst?) und eine Sicherheitssoftware gegen das schändliche Rumstöbern in Schmuddelkram. Als ob die Kids nicht gerade ein solches Programm schon am ersten Abend vor der Kiste knackten und dann ganz nach Laune die Porno-Seiten im Netz fledderten. ...und zwar zuerst die aus den bookmarks der Eltern. Der Säzzer
Natürlich darf ein solches Hochleistungsgerät auch einige Mark kosten. 2.600 DM haben sich die lieben Family-Eltern als Preisgenze gedacht, pro Kind, wohlgemerkt. Und prompt ist da auch, Nachtigall, oh Nachtigall, ein Hersteller, der das macht.
Ein bisschen mehr, so sagt auch der Metzger um die Ecke, darf es schon sein, und so bietet Fujitsu ein äusserst kindgerechtes Paket für den Preis von schlappen 2.900 Mark an. Ein wahres Schnäppchen. Die Tränen könnten einem kommen angesichts dieser Kalkulation am untersten Rand der Selbstausbeutung.
Macht aber nichts, denn die Kiste ist ja bekanntlich nach höchstens zwei Jahren so gut wie nichts mehr wert. Und dann hält Fujitsu nochmals die Hand auf. Die Kinderchen müssen ja dran bleiben am Puls der Entwicklung.
"Die Initiative hofft", so ein Artikel in der sonst so kritischen Frankfurter Rundschau, der hier offensichtlich die Masstäbe abhanden gekommen sind, "dass weitere Anbieter bei der Aktion mitmachen und auch die Politik sich für den Schüler-PC interessiert." Lieber nicht...
Die Filmaufnahme von der Fussball-WM, auf der ein genervter Journalist mit der Tastatur auf seinen Bildschirm einschlug, wurde zur Legende. Jetzt hat die auf Netzwerke spezialisierte Fa. Concord Communications die Zerstörungswut frustrierter Computer-NutzerInnen genauer untersucht.
Wutanfälle richten sich, so sagt die Studie, mit 19% meistens gegen die Tastatur. Danach kommen mit je 17% unter hämmernden Fäusten zerquetschte Mäuse und zerschmetterte Bildschirme. Auf dem dritten Platz stehen zertretene Rechner (4%). Eine Anekdote schildert den Fall eines Menschen, der mit der Maus gegen den Bildschirm schlug, um den hängengebliebenen Mauszeiger zu reanimieren.
Der Bostoner Psychologe Dr. Will Calmas vergleicht dieses Verhalten mit dem gestresster Autofahrer. Wenn sie absolut im Verkehr feststeckten, entlade sich die Frustration auch oft in aggressivem Verhalten. Der hohe Termindruck an Computer-Arbeitsplätzen führe entsprechend zu Zerstörungen an den Geräten.
In den Elektronikmärkten kann man es beobachten: Schon beim Anblick der bunten Würstchen bekommen sie feuchte Augen, denn damit wird später eine grüne Plastikscheibe bestückt, die sich "Platine" nennt. Und Ordnung ist wichtig, man kann ein lila Würstchen nicht einfach dorthin tun, wo eigentlich ein blaues hingehört. Sonst macht der Gleichrichter das, was sein Name schon sagt: Gleich riecht er.
Vermutlich war deshalb "Ein kurzer Film über das Löten" so erfolgreich. Aber seit es Computer gibt und das Internet, gibt es auch neue Hobbys. Anfangs was das noch spannend: Man konnte Basic-Programme aus Computerzeitschriften abschreiben, und wenn man sich nicht vertippt hatte, hüpfte ein grünes Monster über den Bildschirm, oder Eliza fragte, welches Problem man denn habe. Dann kam DOS und später Windows, und das war nicht mehr so aufregend. Die Leute bastelten an anderen Dingen herum, und den Würstchenläden ging es wieder besser. Aber als das Internet plötzlich zum Massenmedium wurde, konnten alle wieder schrauben und konfigurieren. Die Würstchenläden verkauften müde Modems. Heute ist auch das Internet keine echte Herausforderung mehr.
Doch es gibt ein neues Hobby, und das heisst Linux. Das Freeware-Unix kann all das, wofür Gates so heftig kritisiert wird, und noch viel mehr. Man muss nur wissen, wie man es macht. Plötzlich sind Laufwerke nicht mehr unter ihrem Kennbuchstaben zu erreichen, sondern müssen erst softwaremässig in einen Ordner montiert werden ("mount"). Und das Textprogramm ("vi") ist was für Masochisten.
Der Bildschirm ist schwarz, man tippt kryptische Kommandos mit einer Menge Parametern ein. Es gibt auch X-Windows - eine Art grafischer Oberfläche, die man nutzerfreundlich gestalten kann oder auch nicht. Kein X sieht aus wie das andere, und deshalb können Leute, die an solchen Systemen arbeiten müssen, ihre Kenntnisse woanders nicht gebrauchen. Aber zum Arbeiten taugt Linux ohnehin nicht, brauchbare Software gibt es nicht. Wer Linux macht, macht Linux, um Linux zu machen. Basta.
Das ist ein Spielzeug - aber was für eins! Kein System ist so nah am Internet, und auch für lokale Netze ist es das beste. Jede Konfiguration bedeutet Frickeln ohne Ende, das sorgt für soziale Kontakte. Noch nie habe ich so viele Leute angerufen. Aber wenn beim Starten LILO erscheint, ist alles wieder gut. Das ist keine scharfe Braut, sondern der Linux Loader, und das ist erst recht ein Grund für feuchte Augen.
Quelle: Dieter Grönling in der TAZ
Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit ist im hiesigen Kleingärtnerwesen Bedeutsames geschehen. Der Stadtverband Düsseldorf ist aus dem LV Rheinland der Kleingärtner e.V. ausgetreten. Der Vorstand der jetzt unabhängigen "Spitzenorganisation" aller Düsseldofer Kleingärtner strebt neuen Ufern zu.
Wohin geht die Reise? Die "Gartenlaube in einfacher Ausführung" wird als Relikt vergangener Tage betrachtet. "Modernisierung" des Kleingärtnerwesens ist die Parole. Die Infrastruktur der Anlagen soll "verbessert" werden; der Anschluss der Gartenlauben an das Stromnetz wird propagiert. Auch die Nutzungsmöglichkeiten sollen verändert werden, "legale" Übernachtungsmöglichkeiten in den Lauben ist das Ziel. Angeblich soll auf diese Weise die Jugend gewonnen werden. Was ist davon zu halten?
Die Prognose, dass ein Stromanschluss vor allem für Fernseher, Unterhaltungselektronik und Kühlschrank genutzt werden wird, liegt nahe. Zusammen mit den gewünschten Übernachtungsmöglichkeiten wird dies zu einer gravierenden Änderung des Charakters der Nutzung der Parzellen führen. Aus dem Schrebergarten wird ein Wochenendhausgrundstück. Von den Intentionen des Herrn Schreber und den Zielen des Bundeskleingartengesetzes ist diese Politik Lichtjahre entfernt.
Die Folgen werden auch die Düsseldorfer Kleingärtner zu spüren bekommen. Angesichts leerer Kasssen werden die auf jede Mark versessenen Kommunalpolitiker zwangsläufig und mit Recht fragen, was eigentlich die Subventionierung einiger weniger Kleingärtner rechtfertigt. Schliesslich werden die dann Besitzer eines begehrten Wochenendhauses? Mieten von 0,50 DM/qm sind dann angemessen und werden wahrscheinlich auch gefordert werden. Bei Grundstücksgrössen von 200-400 qm werden junge Familien das kaum leisten können.
Die Wochenendhausbestzer werden nach dem Sinn einer Zwangsmitgliedschaft in einem Kleingartenverein fragen. Sie könnten ihre Pachtverträge auch mit der Stadt oder anderen Eigentümern abschliessen. Und warum sollte eine Interessengemeinschaft von Wochenendhausbesitzern gemeinnützig sein?
Die Politik der hiesigen Kleingartenfunktionäre führt zur moralischen Zerstörung des Kleingartengedankens in der Landeshauptstadt. Es ist an der Zeit, dass sich kritische Gartenfreunde zusammentun.
H. Stehmann
Nach Angaben der Stadt Düsseldorf sank die Zahl der Wohnungslosen hier von 3.412 im Januar 1997 auf 2.651 im November 1998. In der städtischen "Zentralen Anlaufstelle Dorotheenstrasse" seien in diesem Winter von 130 Betten nur knapp 100 belegt gewesen. Fazit der Stadt: "Wir können jedem Obdachlosen ein Bett anbieten, werden Häuser und Personal abbauen, wenn diese Tendenz anhält."
Zu einer ganz anderen Einschätzung kommt Peter Hinz von der Ordensgemeinschaft von Bruder Matthäus. So sei die Nachtunterkunft der Franziskaner an der Klosterstrasse seit ihrer Gründung 1983 kontinuierlich zu 95% ausgelastet. Dass die Obdachlosen die Klosterstrasse der Dorotheenstrasse vorziehen, mag auch an der unterschiedlichen Betreuung liegen. In der Notschlafstelle der Franziskaner sind jeden Abend bis 23 Uhr SozialarbeiterInnen anwesend, während die Berber in der "Doro" lediglich von einem Mitarbeiter eines privaten Wachdienstes in die Zimmer geschickt werden.
Peter Göke-Rohstock von der "Zentralen Anlaufstelle" hat damit kein Problem: "Eine Betreuung muss laut Ordnungsbehördenrecht nicht sein." Die Obdachlosenzeitung fiftyfifty fordert schon lange niederschwellige Angebote für jugendliche Wohnungs- und Obdachlose mit Hund sowie für Paare. Denn nach wie vor werden ca. 200 Menschen in Düsseldorf vom Hilfesystem nicht oder nur unzureichend erfasst.
(ff) Schon Zigtausenden von Interessierten hat die Geschichts-Werkstatt Düsseldorf e.V. auf Rundgängen und -fahrten, Seminaren und Ausstellungen die Vergangenheit nahe gebracht.
Jetzt endlich verfügt der Verein auch über repräsentative Räume. An der Kö 106, genau dort, wo vor einhundert Jahren das Apollo-Varietetheater eingeweiht wurde, haben die Stadtgeschichts-Enthusiasten kostengünstigen Unterschlupf gefunden.
Dem "Apollo" ist auch die Daüerausstellung in diesen Räumen gewidmet. Das Archiv des Vereins steht allen Besuchern offen. Vereinsvorsitzender Wulf Metzmacher und seine MitstreiterInnen wollen mit Diavorträgen und anderen Angeboten dafür sorgen, dass die Räume des Vereins zum Treffpunkt für alle FreundInnen der "Geschichte von unten" werden.
Einzelheiten über die anerkannt guten und unterhaltsamen Stadtrundgänge gibt es im VHS-Programm zu lesen.
Zur grossen Überraschung von Conny zaubert Manuela eine rote Rose hervor und hält in der Sendung ganz offiziell um ihre Hand an.
Aus einer Presseankündigung von SAT1 vom 29. März zu einer Sendung vom 1. April
Bedenke: Für jedes komplexe Problem gibt eine Lösung. Sie ist äusserst simpel, sehr einfach umzusetzen, extrem wirksam und - absolut falsch.
Owe Jessen im Usenet
Diese Nachricht besteht aus frischem chlorfrei gebleichten Elektronen und ist zu hundert Prozent logisch abbaubar!
Frank Ellert im CL-Netz
Die elektronische Verblödung schreitet fort. Das elende Gepiepse der elektronischen Küken liess letztes Jahr schnell nach, als alle eins hatten und die Lust daran verging. Nachdem die letzten Restposten auf Flohmärkten verramscht wurden, war wieder Ruhe in der S-Bahn.
Nun beglückt uns die Firma Hasbro mit einem "interaktiven Kuscheltier". Das Mistviech lechtzt ebenfalls nach Aufmerksamkeit, quittiert diese aber zum Vergnügen aller nicht rechtzeitig weggesperrten Kinder mit so netten Geräuschen wie Rülpsen oder Fluchen.
Hasbros PR-Spezies im Originaltext: "In den USA und Grossbritannien sorgte das aussergewöhnliche, animatronische Spielzeug bereits für Furore und gilt als "hottest toy of the year." Wie schön für Hasbro! Dann lasst es doch dort!
Dieses als Plüschtier getarnte Hightech-Monster hat einen eingebauten Sprachchip und diverse Sensoren, die es auf verschiedene Reize mit verschiedenen blöden Bemerkungen reagieren lässt. Dass es bisher nur mit den original englischen Texten ausgestattet ausgeliefert wird, kann nur teilweise beruhigen. Es steht nicht zu befüchten, dass die Englisch-Noten der lieben Kleinen dadurch nach oben schnellen. Der Nachplapper-Effekt lässt höchstens einige verwunderte Anrufe des Lehrkörpers erwarten.
Auch die versprochene "streng limitierte Auflage" dürfte schnell dem Streben nach mehr Umsatz weichen, wenn die Leittiere kindlicher Rudel die Neuerwerbung ausgiebig herumgezeigt haben. Ich jedenfalls werde meine beiden Bengels im "ich-will-die-Welt-entdecken"-Alter mit Feinmechaniker-Werkzeug und Lötkolben ausstatten und sie auffordern, die Funktionsweise dieses wegweisenden Produktes zu erkunden - sobald Nachbarsbengels damit bei uns auftauchen.
Ach so: Mit den Augendeckeln klappern kann es auch. Ganz allerliebst. Es hört (wörtlich) auf den Namen "Furby" und sieht total süss aus! Die erste ernstzunehmende Konkurrenz für Barbie oder Plastik-Batman! Aber mit welchen Folgen...
Meinen allerherzlichsten Glückwunsch zu dieser Meisterleistung, verehrte Firma Hasbro! Ihre Auffassung von pädagogisch wertvollem Spielzeug ist das Letzte!