Nr. 23, Januar 1999
Viel Hickhack in und ausserhalb der Koalition prägte die Diskussionen um den eigentlich beschlossenen Ausstieg aus der Atomenergie. Für die Betreiber geht es nur noch darum, sich die Abschaltung der hochsubventionierten Meiler angemessen vergolden zu lassen. In diesem Sinne wurden heftigste Rückzugsgefechte geführt, während koalitionsintern um Jahre gefeilscht wurde.
Ende Dezember boten die Energieversorgungsunternehmen überraschend an, die drei ältesten Atomkraftwerke "entschädigungfrei" abzuschalten. Dies sind die Kraftwerke Stade (1974 erbaut), Obrigheim (1968) und Biblis A (1974).
Ist das jetzt der Einstieg in den Sieg der Anti-Atom-Bewegung? Einige Feinheiten lassen daran zweifeln. Abgesehen davon, dass es sich dabei um Meiler handelt, die ohnehin schon abgeschrieben sind, und mit denen es mehr Probleme als Gewinne gibt, wollen die Energieversorger von der Bundesregierung im Gegenzug die Zusage, dass alle anderen Kraftwerke ihre kalkulierte Lebensdauer ungestört erreichen dürfen. Dies bedeutet: Zeiten, in denen ein Meiler wegen Wartung oder anderen Problemen nicht am Netz ist, werden nicht mitgerechnet.
Eine Meldung der Bildzeitung, wonach bei einzelnen Kraftwerken auch ein früherer Ausstieg denkbar ist, sofern sich die Investitionen amortisiert haben, wurde von VDE-Geschäftsführer Eckhard Schulz umgehend dementiert.
Während allgemein davon ausgegangen wurde, dass Schröder sich mit den Atom-Managern auf eine Ausstiegszeit von 20 Jahren geeinigt habe, erklärte er in der WAZ, auch längere Laufzeiten seien bei Verzicht auf Entschädigung denkbar.
Greenpeace protestierte energisch gegen solche Pläne und verwies auf die 40 Milliarden DM an Subventionen, die seit 1974 in die Atomtechnik geflossen seien. Greenpeace-Atom-Experte Roland Hipp fragte in der "Jungen Welt!": "Woher nehmen die EVU die Frechheit, zu glauben, dass ein AKW 40 Jahre laufen kann?" Würgassen sei wegen Sicherheitsproblemen schon nach 20 Jahren stillgelegt worden.
Das Bundesumweltministerium wollte vor den Energiekonsensgesprächen im Januar keine Stellungnahme abgeben.
Eigentlich wollten wir nur Urlaub machen und uns erholen. Eigentlich wollten wir aber auch das Spendengeld für die dominikanischen Bananenbauern persönlich überbringen. Nunja. Ersteres hat geklappt, letzteres nicht.
Wir wohnten in einer Hotelanlage im äussersten Westen der Insel. Hier gibt es noch keine Betonburgen, die Hotels dürfen nicht höher gebaut werden als die Palmen. Das Gelände bestand aus einem Dutzend Hotels in Strandnähe, ausgestattet mit den üblichen Touristenattraktionen (Strand-buggys, Mietboote, Rundfahrten auf offenen LKW's). Das war's. Zur nächsten Stadt in 60 km Entfernung (schlechteste Strasse) gab es keine Mietwagen und keine Busverbindung.
Die Gegend, in der die Bio-Banenen angebaut werden, war etwa 300 km entfernt. Dies bedeutet unter den dortigen Verkehrsverhältnissen eine Tagesreise mit ungewisser Unterkunft am Ziel. Die Alternative ist ein Inlandsflug zu 250 Dollar pro Person. Das Telefonnetz ist in einem üblen Zustand. Uns gelang es nicht, die Fa. Horizontes Organicos zu erreichen. Auch der obligatorische Weihnachtsanruf nach Hause klappte nicht.
Auf einigen organisierten Ausflügen in die Umgebung bekamen wir zwar einen Eindruck von den primitiven Bedingungen, unter denen dort gearbeitet wird, aber unser Auftrag lautete, das Geld den Bio-Bananenbauern zu überbringen. Dies ist uns nicht gelungen. Da wir in diesem Touristengebiet auch kein anderes Projekt fanden, dass uns im Sinne der Spender förderungswürdig schien, haben wir das Geld wieder mitgebracht.
Der Hurricane hat unter den Wellblechhütten und Palmholzhäusern schrecklich gewütet. Viele Bäume sind umgeknickt, und liegen grösstenteils noch so, wie sie fielen. Nur die Wege und schlagloch-übersäten Strassen sind einigermassen geräumt.
Teilweise ist noch zu sehen, welchen Weg der Zerstörung die Sturmböen durch die Täler nahmen. Der Turm einer windbetriebenen Wasserpumpe lag da wie ein Haufen Streichhölzer.
Inzwischen haben die Leute wenigstens provisorische Hütten aus den Resten und Trümmern gebaut. Die neugepflanzten Bananenstauden sind erst hüfthoch, es wird noch zwei bis drei Monate dauern, bis sie wieder Früchte tragen.
Die Insel beherbergt die Staaten Dominikanische Republik und Haiti. Während Haiti durch die französische Kolonialherrschaft geprägt ist, wird in der Dominikanischen Republik Spanisch mit afrikanischen Einflüssen gesprochen.
Das Pro-Kopf-Einkommen der knapp acht Millionen Einwohner ist etwa 80 Dollar, die Arbeitslosigkeit sehr hoch. Etwa ein viertel der Bevölkerung sind Analphabeten.
Wer in einem der Touristenzentren einen Job für 200 Dollar im Monat ergattert, kann sich glücklich schätzen. Wie oft in solchen Ländern, sind die Leute trotz ihrer Armut verblüffend freundlich und gut gelaunt. Die Kellner servieren tanzend den Kaffee. Fein herausgeputzte Kinder stehen am Strassenrand und winken...
Die wesentlichen Exportgüter sind Bananen, Zuckerrohr, Kakao und Kaffee, seit einiger Zeit auch etwas Mangos und Kokosnüsse. Die Plantagen sind überwiegend im Besitz ausländischer Konzerne, die Einheimische und haitianische Gastarbeiter alles in Handarbeit bestellen lassen.
Einigen Leuten gelingt es, sich selbstständig zu machen. Das funktioniert nach einer sehenswerten Methode. Wer einen befristeten Job im Hotel, beim Militär, oder bei der Ziegelherstellung erwischt, arbeitet einige Monate, bekommt seinen Lohn aber erst mit Ablauf des Vertrages in einer Summe ausgezahlt. Für viele ist dies das Startkapital. Einen sah ich, der hatte sich von dem Geld eine Waschmaschine gekauft, und betrieb nun eine einfache Wäscherei. Andere werden Andenkenhändler an den Touristenstränden. Hier ist Geduld und die Fähigkeit zum Feilschen mitbringen, sonst sind die Souvenirs unbezahlbar.
Pferde sind als Transportmittel noch weit verbreitet. Futter aus dem Busch ist billig, Benzin ist unbezahlbar. Als Trinkwasser wird Regen- oder Flusswasser genommen. Aus der Regenrinne am Wellblechdach direkt in den Topf.
Es gibt viel zu wenige, zu weit verteilte Schulen. Organisationen wie Worldwide Foundation oder Caribbean 8x8 bieten Touren und Souvenirs für Touristen. Ein Teil der Einnnahmen geht in den Aufbau des Schulsystems.
Das ist ein Land für den Gemüseanbau! Das Klima ist wunderschön warm, aber nicht schwül. Dreimal täglich kommen kurze, tropische Gewitterschauer. Eine halbe Stunde später ist wieder alles getrocknet.
Solches Wetter und solcher Boden erfreut das Bauernherz. Hier wächst alles. Leider wird nicht alles systematisch angebaut. Im Hotel waren noch nicht einmal alle einheimischen Früchte der Saison zu bekommen. Ausser den Nationalparks, die 11% der Fläche des Landes ausmachen, ist die gesamte Insel in Privatbesitz. Riesige, brachliegende Flächen sind eingezäunt, um Landbesetzungen zu vermeiden.
Die Rodungen werden von Rinder erledigt. Das Gelände wird eingezäunt und mit überproportional vielen grauen, widerstandsfähigen Rindern bestückt. Nach einiger Zeit ist die ursprüngliche Vegetation abgefressen. Nur Gras bleibt übrig. Wenn der Boden gut genug ist, wird dann eine Plantage angelegt, ansonsten bleibt es Weideland. Die Palmen werden geschützt. Fällen der Stauden für Bauten oder Holzgewinn ist genehmigungspflichtig.
Die Löhne sind extrem niedrig. In der Landwirtschaft wird alles, was ohne Maschinen geht, von Hand erledigt.
Johanna und Ferdinand Otto
Ausgabe 11/1998: Notruf aus der Karibik
Ausgabe 11/1998: Spendenaufruf
Ausgabe 04/1999: Ergebnis der Spendenaktion
Ausgabe 05/1999: Die Arbeit der GTZ in San Jose de Ocoa/Dominikanische Republik
Links und infos zum Thema Dominikanische Republik auf www.gemuesekiste-bilk.de
samana.com, Dominikanische Suchmaschine
Im Juni letzten Jahres erschien ein Artikel im Handelsblatt, der über Unregelmässigkeiten bei der Deklaration israelischer Bio-Ware (Markenzeichen "BioTop") berichtete.
Der Markstand der Gemüsekiste stellte daraufhin sofort den Handel mit israelischer Bio-Ware ein. Seitdem läuft die Recherche, um ein genaues Bild zu erhalten, und die KundInnen umfassend zu informieren.
Das Ergebnis ist beschämend: Innerhalb der Bio-Branche konnte oder wollte niemand, weder Grosshändler, noch Importeure, noch Verbände, weitere Informationen geben.
Die israelische, staatliche Export-Gesellschaft "Agrexco" liess über ihre Niederlassung hier eine Stellungnahme verbreiten, die einem klassischen Politiker-Dementi in nichts nachstand. Detaillierte Fragen stiessen in Israel und Brüssel auf beredtes Schweigen. Die konkreteste Aussage war: "Jetzt ist wieder alles in Ordnung." (O-Ton israelisches Landwirtschaftsministerium)
Fakt ist:
Vor diesem Hintergrund stand fest: Die Gemüsekiste führt keine israelische Bio-Ware, bis diese Merkwürdigkeiten nachvollziehbar aufgeklärt sind. Leider ist diese Auffassung in der Bio-Branche selten.
Jetzt, im Winter, sind einige beliebte Bio-Produkte fast ausschliesslich nur aus Israel verfügbar. Dies ist vor allem Fruchtgemüse (Paprika, Cherry-Tomaten, Zucchini, Süsskartoffeln), teilweise auch Obst (Grapefruit).
Deshalb hat die Gemüsekiste keine andere Wahl, als diese Produkte wieder anzubieten, um nicht KundInnen zu verlieren. Es handelt sich offiziell, lt. gültiger EG-Deklaration, eindeutig um Bio-Ware gem. EG-Richtlinien.
Wie seriös diese Deklaration im Einzelfall ist, kann immer noch nicht mit Sicherheit definiert werden. Wie überall auf der Welt, gibt es auch in Israel vernünftige und weniger vernünftige Leute. Wie immer in solchen Fällen, haben die vernüftigen Menschen das Nachsehen.
Selbstverständlich wird weiterhin versucht, Licht in diesen merkwürdigen Vorgang zu bringen.
Besonders rückschrittlichen Entscheidungsträgern verleiht der NABU seit 1993 eine nette, knapp drei Kilo schwere Zinnfigur, den "Dinosaurier des Jahres".
Dieses Jahr wurde Otto Majewski, Vorstandsvorsitzender der Bayernwerk AG, für seinen vehementen Kampf (O-Ton Majewski: "Dauerkrieg") gegen den Ausstieg aus der Atomenerige gewürdigt. NABU-Präsident Jochen Flasbarth sagte zur Begründung, Majewski habe wie kein Anderer mit politischen Drohungen die gewählte Regierung unter Druck zu setzen versucht, um eine überkommene und unverantwortliche Form der Energiegewinnung gegen zukunftsweisende Innovationen zu verteidigen. Dabei stelle er kurzfristige Gewinninteressen seiner Aktionäre über die langfristigen Sicherheits- und Umweltinteressen künftiger Generationen.
"Otto Majewski steht für das Gestrige, das Nicht-Zukunftsfähige. Das allerdings hat er mit einer bislang nicht gekannten Aggressivität vertreten", so der NABU-Präsident.
Als Sprecher des sogenannten "Vorstandsvorsitzendenkreises der deutschen Kernkraftwerkbetreiber" habe Majewski vorgeführt, dass eine Handvoll Energiemanager in Deutschland Teilen der Bundesregierung offenbar mehr Respekt einzuflössen vermögen als die Mehrheit der Wählerinnen und Wähler.
Wie alle Preisträger zuvor, erschien auch Majewski nicht zur Preisverleihung.
Dino des Jahres 2000: Erwin Teufel
Kisema Kamara, dem seit Anfang des Jahres die Operation einer Unterschenkelfraktur verweigert wird (siehe auch Nr. 22/Dezember 1998), war Mitte Dezember immer noch nicht behandelt. Der 17jährige Asylbewerber aus Sierra Leone lebt weiterhin mit grosen Schmerzen in der Sammelunterkunft Tambach-Dietharz (Thüringen). Dr. Breidert, Dozent für Sozialethik an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, stellte inzwischen Strafanzeige wegen unterlassener Hilfeleistung gegen die verantwortlichen MitarbeiterInnen im Landratsamt Gotha.
Die Ausländerbeauftragte des Ilmkreises, Amtsärztin Dr. Heidi Wedig, reagierte mit einer Anzeige wegen Verleumdung gegen den Flüchtlingsrat Thüringen. Der sieht deswegen keinen Grund zur Aufregung: "Es kann nur in unserem Interesse sein, wenn ein unabhängiges Gericht die Vorfälle prüft."
Im Verlaufe dieser Angelegenheit verstärkte sich der Eindruck, dass die thüringischen Behörden solche und ähnliche Fälle gerne durch "Umverteilung" der Betroffenen in möglichst abgelegene, ungemütliche Lager lösen.
(DIR) Eine originelle Aktionsform hat sich amnesty international einfallen lassen: Ein Puppentheater, dass das Thema Folter kindgerecht aufarbeitet, spielt regelmässig an Schulen in Münster und Umgebung. So werden Kinder erfolgreich an das Thema Menschenrechte herangeführt.
Dabei kommt das vom anmesty-Kreis selbstgeschriebe Stück völlig ohne die Darstellung von körperlicher Gewalt aus.
Die Kinder begreifen sofort, dass auch grelles Licht, Schlafverweigerung, oder stundenlanges Stehen subtile Formen der Gewalt sind, die "einen ganz schön fertig machen können", so einer der zehn- bis elfjährigen Zuschauer.
Da erzählt eine der selbstgebastelten Puppen in Sträflingskleidung ängstlich durch einen Maschendraht davon, dass ihm gedroht wurde, seine Frau einzusperren, wenn er seine Freunde nicht verrate. Gebannt lauscht das junge Publikum seiner Erzählung.
Kein Zweifel, die Botschaft wird verstanden. Renate Gedenk von ai, selbst Mutter von zwei Kindern: "Diese subtilere Art der Folter hinterlässt bei den Kindern einen stärkeren Eindruck als rohe Gewalt, wie etwa eine Schlägerei-Szene."
Sie zerstreut die Bedenken, dass Gewalt und Folter keine Themen für diese Altersgruppe seien: "Für mich ist es klar, dass Kinder mit solchen Themen etwa in den Nachrichten konfrontiert werden. Kinder machen sich übrigens auch ein Bild vom dem Geschehen, wenn sie von sexuellem Kindesmissbrauch im Radio hören. Dann stellen sie gute Fragen."
Sie setzt bei den Klassen 5 und 6 aber eine Vorbereitung durch den Lehrer voraus. Den Kindern sollen auch Methoden zur Hilfe für Folteropfer nahegebracht werden, so Renate Gedenk: "Wir wollen mit unseren Aufführungen den Kindern zeigen, dass vielfältige Menschenrechtsverletzungen verübt werden, aber dass es auch Wege gibt, den Unterdrückten in ihrer Heimat zu helfen. Und das geschieht durch Solidaritätsbekundungen und Protestbriefe - was seit Jahrzehnten die klassische ai-Arbeit ist."
Die Kritik der Kinder wird zeitgemäss vorgetragen. Daniela (10) aus Münster bewertete das Bühnenbild kurz und knapp als "cool".
Einen historischen Stadtrundgang veranstaltet das Antifa-Koordinationskommittee anlässlich des 66. Jahrestages der Machtübertragung an die Nationalsozialisten.
Auf dem Rundang werden bekannte und unbekannte Plätze der Erinnerung aufgesucht. Historische und aktuelle Ereignisse, die im offiziellen Umgang mit der Stadtgeschichte nicht berücksichtigt sind, sollen hier verdeutlicht werden.
Start ist am 30. Januar 1999 um 12 Uhr auf dem Schadowplatz.
Neulich wurde in Neuss ein Mensch auf seinem Fahrrad gegen Mitternacht von Polizisten in Zivil angehalten und kontrolliert. Der vorsichtige Mensch hat immer nur eine Fotokopie seines Personalausweises in der Tasche, bot aber an, zu Hause das Original vorzuzeigen. Die Polizisten interessierten sich mehr für die Frage, ob er das Fahrrad gestohlen habe. Sie nahmen den Menschen erst einmal mit.
Der Mensch musste seine Kleidung und Habe abgegeben und wurde in eine Zelle gesteckt. Sein Einwand, dass es ziemlich kalt sei, verhallte ungehört. Nach einer Stunde verspürte er ein Bedürfnis, machte sich bemerkbar, und wurde von einer Beamtin zur Toilette begleitet. Die dabei vorgetragene konstruktive Idee, einen Nachbarn mit Wohnungsschlüssel anzurufen, der den Ausweis zur Wache bringen könne, blieb unkommentiert.
Nach einer weiteren Stunde wurde er zur erkennungsdienstlichen Behandlung abgeholt. Telefonieren durfte er immer noch nicht. Er kam zurück in die Zelle.
Im Morgengrauen, nach insgesamt sechs Stunden, erschien ein Kriminalbeamter, liess sich den Schlüsselbund des Menschen erklären, wollte wissen, wo genau der Personalausweis läge, und entschwand. Nach weiteren vier Stunden kam er zurück, erklärte, es sei alles in Ordnung, und liess den Menschen frei. Dessen Bitte, ihn doch zu seinem Fahrrad zu fahren, wurde mit einer Wegbeschreibung quittiert.
Der Mensch hielt es für angemessen, seinen Anwalt zu informieren. Der stellte Strafantrag wegen Freiheitsberaubung im Amt. Prompt lehnte die Staatsanwaltschaft die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens ab.
Eine Anfrage des Anwalts beim Neusser Landrat Dieter Pratt, ob vielleicht doch wenigstens eine Entschuldigung der Polizisten in Erwägung gezogen werden könne, blieb erfolglos. Landrat Pratt sah "keine Veranlassung, die Massnahmen oder das Verhalten der Beamten zu rügen".
So erzählt und gedruckt in der Frankfurter Rundschau von Heiligabend 1998. Ach so: Der betroffene Mensch lebt seit zwanzig Jahren in Deutschland und ist Deutscher. Er kommt aus Benin (Afrika) und ist schwarz.
Die Veröffentlichung dieses Vorgangs führte immerhin zu einer Anfrage der Grünen im Kreistag zu Neuss
Mensch glaube nicht, sowas könne nur in Neuss passieren. Ein Markthändler vom Kirchplatz machte vor einigen Tagen den Fehler, die öffentliche Toilette dort aufzusuchen. Dazu muss mensch wissen, dass die Herrentoilette ein bekannter Treffpunkt von Männern mit etwas eigenartigem Sexualleben ist. Die Damentoilette wird vorwiegend von Junkies benutzt. Immerhin: Die Benutzung der städtischen Toilette durch die Markthändler ist in der städtischen Standgebühr für die Markthändler enthalten.
Unser Kollege wurde nach Verrichtung seines Geschäftes vor der Toilette von einem Polizisten in Zivil festgenommen. Die Beschreibung eines Handtaschenräubers, der einige Tage vorher ganz woanders seiner Tätigkeit nachging, passe auf ihn: Baseballkappe, schwarze Jacke, schwarze Hose, helle Haare.
Der Kollege hatte (vernünftig) den Personalausweis auf diese Toilette nicht mitgenommen. Trotz seiner Proteste, dass er wohl kaum seinen Marktstand alleine lassen könne, wurde er mitgenommen und auf dem Polizeipräsidium einer ausgiebigen Leibesvisitation (einschliesslich diverser Körperöffnungen) und einer erkennungsdienstlichen Behandlung unterzogen. Nach zwei Stunden kam er wieder frei. Ihn erwartet ein Ermittlungsverfahren.
Dass dieser Mensch nachweislich von morgens bis abends auf dem Kirchplatz seiner Arbeit nachgeht, daher kaum zeitgleich in der Innenstadt Handtaschen rauben kann, ist vorläufig nicht von Belang. Auch er ist Deutscher, aber weiss. Sein Glück?
Wir werden die weitere Entwicklung mit Interesse beobachten und auch fürderhin andere Örtlichkeiten zur Lebensmittel-Entsorgung bevorzugen, solange die Benutzung der o.g. schon ein Verdachtsmoment an sich zu sein scheint.
Rainer Kersten
D. Grd. für d. Verw. v. Abkk. ist hte. wie früh. ders.: Kosten- u. Platz.-Ersp. Bes. früh. war d. Herst. v. Txt. m. gross. Aufw. u. Kosten verbd. D. Beschreibmat. war teuer, v. d. Erfdg. d. Buchdrk. war d. Abschrb. zeitaufwdg. u. dh. teuer, d. Pltz. a. d. Papier musste gutgen. werden. D. Buchdrk. entschärfte d. zwte. Probl., d. erste blieb bis z.Mechan. d. Papierherst. best.
E. bes. Fall war d. Telegr., weil d. Tarife hoch waren. Dh. war d. Abk. gut für d. Tarifersp. M. d. modernen Komm. Einrchtg. u. deren billigen Tarifen ist d. Hindern. jed. weggefl.
E. gibt drei Sorten v. Abkk:
Abk. können a. e. anderes Ziel verflg.: Neben prakt. Vortl. können sie a.e. Txt. nur. für Eingeweihte lesbar machen, bes. i. akadem. u. wiss. Werken (Man muss d. Abkk. kennen), i. militär. Ber. (Geh.-Haltg.), Sonderbünde usf. Wer d. Abkk. n. kennt, blbt. ausgeschl.
Klaus Bischof
Im Landkreis Anhalt-Zerbst (Sachsen-Anhalt) haben landwirtschaftliche Grossbetriebe damit begonnen, über Jahrhunderte als Grünland genutzte Flächen, teilweise auch in Landschaftssschutzgebieten, mit dem Totalherbizid "Roundup" zu behandeln. So wird auf den artenreichen Wiesen die Tier- und Pflanzenwelt total vernichtet.
Auch das ökologische Gleichgewicht in und mit der umgebenden Feld- und Waldlandschaft wird zerstört. Dann wird die Fläche umgepflügt und Mono-Grünkultur gesät. Die Situation verschärft sich durch den Einsatz desselben Totalherbizids auf dem Ackerland. Auch diese Praxis weitet sich derzeit schnell aus.
Es handelt sich teilweise um Grossbetriebe, die Grünland von mehreren Quadratkilometern mit einer Fläche von drei, vier oder mehr benachbarten Dörfern bewirtschaften. Die Wiesenvernichtung ist weit fortgeschritten.
In ein bis zwei Jahren haben solche Betriebe kein natürliches Grünland mehr. Der dadurch entstehende Kostenvorteil verursacht einen starken Konkurrenzdruck auf die Betriebe, die noch nicht mit derartigen Methoden wirtschaften wollen.
Die Grossagrarier missachten auch vielfach die Gewässerschutzbestimmungen und spritzen auch auf den Gewässerrand-streifen, um das Einwandern anderer Pflanzenarten zu verhindern. Die niedrigen Bussgelder haben keine abschreckende Wirkung.
Die Grünen in Anhalt-Zerbst fordern deshalb u.a. die sofortige Streichung aller Förderungen für derartig arbeitende Betriebe.
Walter Tharan
Das Totalherbizid "Roundup" wird von dem US-amerikanischen Chemiekonzern Monsanto hergestellt. Es vernichtet nicht nur alle Unkräuter, sondern sämtliche Pflanzen auf der Fläche, auf der es ausgebracht wird. Nur die von Monsanto vertriebenen, gentechnisch manipulierten Saaten sind dagegen resistent. Das Herbizid kann noch bis zu einem Jahr nach der Behandlung in Gemüsen wie Mohrrüben und Salat nachgewiesen werden.
Monsanto betreibt weltweit intensiv die Vermarktung gentechnisch manipulierter Nahrungsmittel. Seine Rechtsabteilung geht rigoros gegen Kritiker seiner Methoden vor. Kürzlich liess das Unternehmen eine Ausgabe der renommierten britischen Umweltzeitung "The Ecologist" einstampfen, die über sein aggressives Geschäftsgebaren informierte. Nähere Infos bietet das Genethische Netzwerk.
Mehr Links und Infos zu Gentechnik
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat eine interessante Karte herausgegeben. Während der durchschnittliche Haushalt mit Autokartenwerken von Shell oder Michelin bestückt ist, in dem öffentliche Verkehrmittel keine Rolle spielen, setzt der VCD einen anderen Schwerpunkt: Auf der "Fahrplankarte" sind alle Bahnlinien und ausgesuchte Buslinien verzeichnet.
Das Lesen erfordert von autokartengeübten Menschen eine gewisse Umgewöhnung. Die Zahlen neben den Strecken geben nicht die Kilometer, sondern die Fahrzeit in Minuten an. Die Stärke der Linien sysmbolisiert die Takthäufigkeit. Verschiedene Farben stehen für verschiedene Verkehrsträger und Systeme.
Ausser einer Deutschlandkarte im Masstab 1:750.000 bietet das Werk auch 14 Karten von Ballungsräumen mit Regional- und S-Bahn-Linien. Ein Beiheft enthält eine Liste der 8.000 verzeichneten Bahnhöfe und Telefonnummern von Verkehrs-Verbünden und Betrieben.
Die "Fahrplankarte" gibt es beim
VCD
Postfach 17 01 60
53027 Bonn.
Fax 0228/9858510
Bill Gates wird demnächst in "Wetten dass ...?" auftreten. Er will 8 von 10 Windows-95-Fehlern an den Wutausbrüchen der Anwender erkennen.
Gefunden in der Seerose-Mailbox
Am Samstag Abend waren dann - ganz was neues - keine Anträge mehr übrig, sodass die Delegierten zum Singen übergingen.
Till Westermeyer über den Bündnisgrünen Parteitag von Leipzig
...die nahenden Feiertage werfen ihre Schatten voraus.
Aus einer Information der Bioland-Betriebsgemeinschaft Büsch/Wohlgemuth zum Feiertagschaos bei den Milchmengen
Gunda Röstel ist nicht nur Frau, sie kommt auch aus dem Osten.
WDR2-Kommentar zu Röstels Chancen zur Wiederwahl als grüne
Parteisprecherin
Die geplante doppelte Staatsbürgerschaft gefährdet die Sicherheit mehr als sie früheren Terroraktionen der RAF.
Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber, zitert im ARD/ZDF Videotext am 2. Januar
Ich bin ein Kaltblut-Bayer.
Achternbusch zu seiner Herkunft
Was hilft am besten gegen Sperma-Flecken? - Marschflugkörper.
Quelle leider unklar
Nun ist es soweit: das Bingo-Umweltlotto strahlte im Dezember seine ersten live-Sendungen aus. Was auf den ersten Blick wie eine gute Idee zur Förderung des Umweltschutzes aussieht, entpuppt sich beim genaueren Hinsehen als sehr merkwürdige Veranstaltung.
Als erster Hauptpreis wurde ein neues Auto präsentiert. Nicht etwa ein 3-Liter-Auto oder Solarmobil, sondern ein echter "New Beetle" mit 7,5 Liter Spritverbrauch auf 100 km.
Auch die folgenden Preise lassen sich sehen: Reisen, nicht zu Nationalparks in Deutschland, sondern eine Flugreise in die Karibik. Der umweltpolitische Anspruch bleibt so sauber verborgen.
Den Vergabe- und Förderrichtlinien des Umweltlottos liegt die Präambel der Agenda 21 zugrunde. Dies ist das Abschlussdokument der Rio Umweltkonferenz, die 1992 noch von allen Umweltverbänden als Flop bezeichnet wurde.
Das Kapitel 21 der Agenda lobt die Gentechnik als Förderung des Umweltschutzes in der Landwirtschaft hoch. Leider wird dies nicht so häufig erwähnt. Auch die Verbrennung von Müll oder der weitere Ausbau der Atomkraft wird in der Agenda 21 gefordert.
Aber nicht genug, dass die umwelt- und entwicklungspolitischen Inhalte des Bingo-Lottos sehr fragwürdig sind. Auch die Besetzung des Vergaberates und des Gremiums, welches die Vergaberichtlinien erarbeitet hat, ist nur scheinbar im Sinne der Agenda 21:
Trotz des erklärten Anspruchs, eine Beteiligung der lokalen Bevölkerung zu fördern, sitzen in diesen Gremien in Schleswig-Holstein nur PolitikerInnen und Funktionäre grosser Umwelt- und Entwicklungsverbände.
Trotz mehrmaliger Bitten wurden weder kleine Umweltgruppen und Initiativen noch Jugendliche berücksichtigt. Selbst Frauen wurden anfangs vergessen, das soll aber wohl noch korrigiert werden. Diese Lotto-Show-Veranstaltung zur Beruhigung des umweltpolitischen Gewissens ist das Letzte.