Nr. 22, Dezember 1998
Da muss doch irgendjemand was falsch verstanden haben? Ein Haftbefehl ist ein Haftbefehl, selbst wenn Italiener oder Briten ihn zur allgemenen Verblüffung sogar vollstrecken. Nur: den einen Verhafteten, PKK-Führer Öcalan, will ausser der Türkei irjendswie niemand so richtig haben. Den anderen, General Pinochet, wollen jetzt plötzlich alle haben. Gemeinsamkeiten und Unterschiede dieser Flüchtlinge dröselt der Kommentar von Gerd Becker auf.
Wir machen uns immer heftig Gedanken darum, wie aktuell wohl ein Titelbild in zwei bis drei Wochen noch sein wird. Aber dass das letzte Titelbild von Tag zu Tag aktueller wird, überrascht uns doch. "Wo bleibt der Aufbruch? Wo die Erneuerung?" Unsere Regierung scheint den Üebergang von den mitreissenden La-Ola-Wellen den Wahlkampfs zum zerstrittenen, ineffektiven Tagesgeschäft nahtlos geschafft zu haben. Wir erlauben uns, auch weiterhin ein kritisches Auge darauf zu werfen. In diesem Sinne, Jürgen Trittin: Das Letzte.
Solange erfreuen wir uns an den witzigen Formen internationaler Zusammenarbeit: Da fischt unser Londoner Korrespondent eine deutsche Meldung über einen italienischen Arzt aus den unendlichen Weiten des WWW. Die intergalaktischen Wirkungen dieser Meldung erklärt Marita Gerstmann mit "Penisneid".
Internationale Bedeutung hat auch die fragwürdige Arbeit von Mr. Bill Gates. Günter Mallmann beleuchtet sehr richtig die Gefährdung unserer Demokratien.
Apropos Beleuchtung: Wer es in dieser glühweinseligen Zeit vor lauter Kitsch in den Innenstädten nicht aushält: Bei uns werden Weihnachtsmänner, Nikoläuse, und ähnliche Umsatzbeschleuniger keine Beachtung finden. Das fachgerechte Entknoten von Lichterketten aus chinesischer Knastarbeit überlassen wir Papi, und Leute, die ihre Ehe am Christbaum ebenso zerschellen lassen wie dessen Kugeln, kennen wir sowieso nicht.
Statt dessen weisen wir nochmals auf unsere Spendenaktion für die dominikanischen Bananenbauern hin. Nähere Info in der November-Ausgabe.
Ruhige, friedliche, stressfreie Tage gönnt Ihnen allen
die Redaktion
In diesen Tagen zeigt sich, in welche Peinlichkeiten Regierungen kommen können, die ihre hohen moralischen Massstäbe in konkrete Handlungen umsetzen sollen.
Gegen Öcalan, den nicht gerade zimperlichen PKK-Führer, besteht ein frisch aktualisierter Haftbefehl wegen Anstiftung zur Ermordung von Abtrünnigen in Deutschland. Es schien allerdings keine Gefahr, diesen komplizierten Prozess jemals führen zu müssen.
Aber der Türkei gelang es, Öcalan aus seinem syrischen Refugium wegzudrohen. So reiste der Mann mit einem falschen Pass über Moskau nach Rom. Das wiederum erfuhren die Italiener und verhafteten ihn, auch aufgrund des deutschen Haftbefehls.
Aus Chile reiste General Pinochet, ehemaliger Diktator, und jetziger "Senator auf Lebenszeit" mit diplomatischer Immunität, zur Operation nach London. Ihm ging es ähnlich: Mit einem internationalen Haftbefehl der Spanier wegen Folterung von spanischen Staatsbürgern wurde der Greis im Krankenzimmer verhaftet.
Nicht nur, dass auf die Unzuverlässigkeit italienischer Behörden auch kein Verlass mehr ist, noch schlimmer: Sie wollen Herrn Öcalan nicht an die empört aufschreiende Türkei ausliefern. Das ist zu begrüssen, da er dort kaum mit einem fairen Verfahren rechnen könnte. Rom blickt erwartungsvoll auf Bonn und wartet auf das Auslieferungsersuchen. Inzwischen ist es regierungsamtlich: Da wird nix kommen.
Auch die Briten haben arge Probleme. Immerhin reiste Pinochet mit Diplomatenpass. Da greift niemand gerne nach den Handschellen, auch wenn es um Verbrechen gegen die Menschlichkeit geht. Britisch souverän entschied das Oberste Gericht in London, ungeachtet internationaler Verwicklungen, Pinochets Verhaftung für rechtens. Darauf reagierte die chilenische Regierung. Pinochet wurde Senator auf Lebenszeit, um sich nicht fuer die Greueltaten während seiner Herrschaft verantworten zu müssen. Nun plötzlich wollen die Chilenen ihn doch selber vor Gericht stellen. Das dürfte der USA wiederum willkommen sein, deren Rolle im Putsch gegen Allende mafiotisch und entscheidend war.
Zum Verzicht auf ein Auslieferungsersuchen gegen Öcalan verwies Kanzler Schröder auf "die Wahrung des Rechtsfriedens", zu deutsch: Er will keinen Ärger mit den hier lebenden Kurden. Kurt Gerhardt vom WDR hielt mit dem Prinzip der Rechtsstaatlichkeit dagegen, wonach zumindest versucht werden müsse, dem Manne habhaft zu werden. Schliesslich handelt es sich nicht um einen Robin Hood im gewaltlosen Kampf für die Armen. Seine Umgangsformen mit innerkurdischer Opposition sind eindeutig kriminell. Auch den berechtigten Interessen der Kurden tut es nicht gut, ihn laufenzulassen.
So sitzt Öcalan in Rom, auf freiem Fuss, gut behütet und bewacht. Joschka Fischer einigte sich mit seinem italienischen Kollegen darauf, Öcalan einer EG-internationalen Gerichtsbarkeit zuzuführen. Auch nett, diese Lösung. Sie erzeugt ein neues Problem: Dieses Gericht gibt es noch nicht, es muss erst geschaffen werden. Das kann dauern...
Pinochet wartet derweil in London auf sein Schicksal und die Nationalität seiner Richter.
Beide Fälle zeigen, dass es immer schwieriger wird, diese komplizierten Interessenlagen zu durchschauen. Moralisch gesehen, gehören beide hinter Gitter. Juristisch gesehen, läuft in beiden Fällen der Streit, wer wen in die Finger kriegt. Politisch gibt es bei beiden Herren Staaten, die an Prozessen überhaupt kein Interesse haben, und andere, deren artikuliertes Interesse grösser als die Gerechtigkeit ihrer Gerichte zu sein scheint.
Positiv ist zweierlei: Ein Diplomatenpass schützt bei Verstössen gegen Menschenrechte nicht immer, und es gibt mehr Gründe für die EG-Staaten, die Türkei im Sinne einer friedlichen Lösung der Kurdenfrage unter Druck zu setzen.
Beide Fälle werden noch für einige Überraschungen gut sein.
Gerd Becker
Der reichste Mann Amerikas und bald wohl auch der Erde steht in den USA vor Gericht. Er soll, so die Anklage, mit Knebelverträgen und reichlich unsittlichen Angeboten versucht haben, seinen Wettbewerber im wohl heissesten Zukunftsmarkt der Welt aus dem Rennen zu schmeissen.
Monopole, also die Übermacht einzelner Unternehmen in einem nationalen oder weltweiten Markt, waren und sind nie gut. Besonders die Amerikaner hatten schon immer etwas gegen zu viel Macht in einer Hand. Deshalb haben sie nach dem Krieg die mächtige IG Farben zerschlagen und im eigenen Land den alles beherrschenden Telefonriesen AT+T in rechtlich selbstständige Gesellschaften aufgegliedert. Insofern steht der Prozess gegen Gates und seine Firma Microsoft in einer langen und guten Tradition.
Aber qualitativ hat der Fall Bill Gates eine andere, eminent politische Dimension, die uns eigentlich alle frösteln lassen müsste. Es geht um den sogenannten "Browser". Das ist das "Eingangstor" in die neue Welt der Kommunikation über das Internet. Wer heute von seinem PC aus den Fahrplan der Bahn, das Kinoprogramm von Düsseldorf, Informationen ueber den neuen Bundestag oder den Stand der VW-Aktie abfragen will, braucht dazu neben allen anderen technischen Einrichtungen einen Browser. Mit dem "Netscape Navigator" des genialischen Studenten Marc Andreesen hatte sich schon vor Jahren ueber Nacht ein Spitzenreiter etabliert, der - da auch noch kostenlos - das Zeug hatte, ein Weltstandart zu werden.
Das konnte jemand wie Bill Gates nicht so einfach hinnehmen. So liess er von seinen Softwaretruppen den "Explorer" entwickeln, der zwar Ähnliches leistet, aber kaum einen Navigator-Benutzer zum Umsteigen hätte verlocken können.
Diesem Ziel kam Gates auf zwei Wegen näher: Einmal verzahnte er seinen Browser immer enger mit seinem, den Weltmarkt beherrschenden, Betriebssystem Windows (das heisst Windoofs! Der Säzzer) und zum zweiten versuchte er, was die Justiz schlüssig zu beweisen versucht, grosse PC-Hersteller dazu zu bewegen, ihre Geräte schon ab Fabrik mit seinem Explorer auszustatten. Natürlich hätte oder hat dann kein Neueinsteiger mehr ein Interesse daran, überhaupt zu prüfen, ob nicht der Navigator eine vielleicht sogar bessere Alternative sein k¨nnte.
Bis zu diesem Punkt könnte sich der unbedarfte Beobachter der Computerszene eigentlich gemütlich zurücklehnen und zusehen, wie ein Gigant einen kleinen Wettbewerber fertig macht. Das ist schliesslich das Gesetz des Kapitalismus. Die politischen Dimensionen hinter diesem Prozess offenbaren sich erst bei näherem Hinsehen: Schon mit seinen Betriebssystemen Windows 95/98, Windows CE und Windows NT hat Bill Gates eine weltweite Dominanz, die es so noch nie auch nur annähernd gab. Mehr als 90 Prozent aller PC's laufen unter Windows, und im Bereich grösserer Rechner in Wirtschaft und Verwaltung, bei den "Client-/Server-Systemen", gewinnt Windows NT zunehmend an Boden. Marktanteil: ca. 40 Prozent.
Bill Gates hat damit heute schon die Macht, uns alle an die Leine zu nehmen. Faktisch kann er ganz nach Laune viele Millionen PC-Nutzer zwingen, alle sechs oder zwölf Monate einige hundert Mark für eine neue Version seines Betriebssystems auszugeben. Er kann darüber hinaus die Entwicklung ganz nach Belieben steuern. Das ist nichts anderes als eine Konzentration von Macht, neben der die Gestaltungsmöglichkeiten selbst der politischen Führer von Grossmächten geradezu lächerlich scheinen. Eine neue und fast unvorstellbare Qualität dieser ungeheuren Macht würde (oder wird?) es mit sich bringen, wenn es Microsoft tatsächlich gelingen sollte, ungeschoren aus dem Prozess hervorzugehen.
Das Tempo, mit dem das Internet wächst, ist atemberaubend. Fast jede Sekunde klinkt sich irgendwo auf der Welt ein neuer Teilnehmer ein, in wenigen Jahren wird das Netz der Netze so selbstverstäendlich sein wie heute das Telefon. Und Bill Gates wird neben jedem Bildschirm sitzen und die Hand aufhalten? Vielleicht. Oder auch nicht... Aber darauf kommt es letztlich auch nicht mehr an. Ob das Vermögen von Gates monatlich oder täglich durch Einnahmen aus dem Vertrieb und (vielleicht?) der Nutzung seines Internet-Zugangs um einen Milliarde Dollar steigt, ist nebensächlich.
Aber Billy oder sein Nachfolger als Chef von Microsoft (Gates wird ja wohl nicht ewig leben) könnte auf die Idee kommen, den Explorer so zu programmieren, dass er nur Zugang zu Informationen gestattet, die ihm passen. Oder ungefragt und automatisch bei jedem Einsatz eine Botschaft seines Herrn auf den Bildschirm projeziert. Oder zwingend und unumgänglich Informationen über das Nutzungsverhalten eines jeden Internet-Benutzers in einer Datenbank registriert. Daten also, die uns wirklich und endgültig zu "gläsernen Menschen" machten und die Macht von Microsoft ins Unermessliche steigerten. Horrorvisionen dieser Art sind alles andere als science fiction. Technisch machbar sind sie alle. Und der Gesetzgeber? Wird oder kann er da nicht einschreiten? In einigen Jahren bestimmt nicht mehr. Dann wird die weltumspannende faktische Macht von Gates nicht mehr politisch zu steuern sein.
Vielleicht ist der gegenwärtige Prozess die letzte, die allerletzte Chance, die Übernahme des Kommandos durch Bill Gates zu verhindern.
Günter Mallmann
Parallel zum Klimagipfel in Buenos Aires hat ROBIN WOOD im November mit Aktionen auf Umweltschäden durch den wachsenden Flugverkehr aufmerksam gemacht. In Berlin, Bremen, München und Hannover trugen schwarzgekleidete AktivistInnen den PassagierInnen ihr "ökologisches Gepäck" in grossen Rucksäcken und Koffern hinterher und informierten sie, wieviel Kohlendioxid pro Person die Maschine für ihren Flug ausstösst.
Nach aktuellen Untersuchungen ist die Luftfahrt pro Personenkilometer mindestens dreimal so klimaschädlich wie der Kraftfahrzeug-Verkehr. Bereits heute verursachen Flugzeuge zwölf Prozent des Kohlendioxid-Ausstosses des europäischen Verkehrs und tragen damit erheblich zum Treibhauseffekt bei. Bei den derzeitigen Zuwachsraten wird sich der Kohlendioxidausstoss in 20 Jahren verdoppeln.
Dennoch stand der Flugverkehr bei den Klimaverhandlungen in Buenos Aires nicht auf der Tagesordnung. "Will die rot-grüne Bundesregierung eine glaubwürdige Klimapolitik machen, muss sie die Ausbaupläne für den Flugverkehr, wie sie in der Bund-Länder-Vereinbarung vom April 1998 skizziert werden, fallenlassen", forderte Werner Behrendt, Sprecher der ROBIN WOOD-Verkehrsgruppe.
Bislang bezahlt die gewerbliche Luftfahrt keinen Pfennig Steuern auf das getankte Kerosin. Ausserdem sind Flugtickets für Auslandsreisen - im Gegensatz zu Bahnfahrkarten - von der Mehrwertsteuer befreit. Flughäfen zahlen keine Grund- und Vermögenssteuer. "Durch die künstlich niedrig gehaltenen Preise wird man geradezu zum Fliegen verführt", kritisierte Behrendt. "Es kann doch nicht angehen, dass eine Zugfahrt von Hamburg nach München teurer ist als ein Billigflug."
(CBG) Pestizide sind die grösste Gefahr für das Trinkwasser. Immer wieder müssen Brunnen wegen Überschreitung der Pestizid-Grenzwerte aufgegeben werden. Derzeit steht die Trinkwasser-Richtlinie der EU zur Novellierung an. Trotz massiver Lobbyarbeit der Chemie-Industrie behielt die EU-Kommission sowohl den Summengrenzwert fuer Pestizide von 0,5 Mikrogramm pro Liter, als auch den Wert für einzelne Pestizide von 0,1 Mikrogramm pro Liter bei. Zusätzlich wird überlegt, in die Bestimmungen auch Abbauprodukte mit pestizidähnlichen Wirkungen aufzunehmen. Die Coordination gegen Bayer-Gefahren fordert, die Grenzwerte langfristig auf Null abzusenken, da Pestizide auch in geringsten Dosen krebserregend wirken koennen.
Der Entwurf zur neuen Gewässerschutz-Richtlinie der EU ist vor allem ein Dokument der gelungenen Lobby-Arbeit der Chemie-Industrie. Die Vorlage legt weder Grenzwerte für toxische Substanzen fest, noch beschreibt sie ein längerfristig angelegtes Ausstiegsszenario für giftige Einleitungen. Zahlreiche Ausnahmeregelungen fuuml;r Pestizide und stark veränderte Lebensräume weichen die Schutzmassnahmen zusätzlich auf. Die grüne EU-Parlamentarierin Hiltrud Breyer bezeichnet den Richtlinien-Entwurf als "Ausverkauf der Gewässer an die Chemieindustrie".
Die Belastung des Grundwassers durch Pestizide und Nitrate durch die chemisch-industrielle Landwirtschaft stellt die Wasserwerke vor erhebliche Probleme. Um die Qualität des Trinkwassers zu sichern, werden immer höhere Summen in technisch anspruchsvolle Aufbereitungsverfahren investiert. Die Münchner Wasserwerke setzen erfolgreich beim Verursacherprinzip an und unterstützen Bauern bei ihrem Bemühen, ihre Höfe auf eine ökologische Bewirtschaftung umzustellen. Das rechnet sich: Sie sparten Millionen dadurch ein, dass eine neue Aufbereitungsanlage zur Verringerung des Nitratgehaltes nicht gebaut werden musste. Diesem Beispiel sind jetzt auch andere Wasserversorgungsunternehmen gefolgt. Sie betreiben in ihrem Umkreis Flaechenförderung, verpachten eigene Flächen nur an Bio-Bauern und versuchen, möglichst viele LandwirtInnen dafür zu gewinnen.
(DIR) Der Flüchtlingsrat Thüringen meldet einen besonders infamen Fall von Hilfeverweigerung. Der 17jährige Flüchtling Kisema Kamara aus Sierra Leone kam mit einem Bruch des Unterschenkels nach Thüringen.
Laut einem dem Flüchtlingsrat vorliegenden Bericht erklärte die Zuständige im Sozialamt Ilmenau, Frau Dr. Wedig (gleichzeitig Ausländerbeauftragte des Ilm-Kreises) Herrn Kamara, dass er keine medizinische Behandlung bekommen koenne, da er ein Schwarzer aus Afrika sei und er in Afrika auch keine solche Behandlung bekäme.
Sie könne deshalb nicht seine Behandlung oder die Übernahme der Kosten fuer seine Behandlung veranlassen. Sie genehmigte Schmerzmittel.
Mehrfach musste ein Notarzt gerufen werden. Erst am 16. November 1998 stellte ein Arzt eine Überweisung an einen Chirurgen aus, die aber noch vom Amtsarzt zu prüfen war.
In der folgenden Nacht verursachten die furchtbaren Schmerzen in dem stark angeschwollenen Bein bei Kisema Kamara einen Anfall. Er zerschlug mehrere Fensterscheiben im Büro der Sozialstation. Als Kamara weiterhin nicht in ein Krankenhaus überwiesen wurde, riss er die veklebten Fenster der Sozialstation nochmals auf.
Daraufhin wurde die Polizei gerufen und Kamara in Handschellen in Polizeigewahrsam geschafft. Erst am nächsten Morgen wurde er wieder freigelassen. Er wartet noch immer auf die Einwilligung von Sozialamt und Amtsarzt, die nach ärztlichem Attest erforderliche Operation vornehmen zu lassen.
Der Flüchtlingsrat Thüringen e.V. hält die Verfahrensweise des Sozialamtes für inhuman und unverantwortlich und fordert dienstaufsichtliche Konsequenzen.
(DIR) Mehmet, der erst durch Straftaten, und dann durch seine Abschiebung in die Türkei zu Ruhm gelangte 14jährige Bayer, muss sich vorläufig keine Sorgen um seinen Lebensunterhalt machen.
Die Verwandten in der Türkei wollten ihn nicht haben, das Istanbuler Heim für Strassenkinder fühlte sich zwar zuständig, konnte ihm aber ausser einem Bett nichts bieten. Der türkische Musiksender KRAL-TV bietet die Lösung: Mehmet soll eine eigene Musikshow für Kids moderieren. Per Live-Schaltung aus Istanbul entschuldigte sich er in einer RTL-Talkshow bei seinen Opfern. Die Idee, seine Gage der Opferschutzorganisation "Weisser Ring" zu spenden, fand er nicht sehr gelungen: "Man sollte nicht übertreiben - ich will ja auch von was leben", so Mehmet, "Mal so ein Fernsehstar zu sein, ist ja auch nicht schlecht."
Vom Serienstraftäter zum Fernsehserienstar: Diese Blitzkarriere ist die letzte erziehrische Massnahme, die ein unkontrollierbares Kind gebrauchen kann. Diesen Jungen ganzen Jahrgängen türkischer Kinder als Star und Vorbild auf der Mattscheibe zu präsentieren, zeigt das verantwortungslose Handeln mancher Medien im Kampf um Marktanteile.
Gratulation an die Bayerischen Behörden und die beteiligten Sender!
(OTS) Die Bonner ID-Pro GmbH, einer der deutschen Linux-Spezialisten, kündigt eine deutsche Übersetzung der sogenannten Halloween-Dokumente an. Dabei handelt es sich um interne Analysen von Microsoft zum Betriebssystem Linux, die für erheblichen Wirbel sorgten.
Es wird darin festgestellt, dass Linux sich als vertrauenswürdige, stabilere Alternative zu Windows NT erwiesen habe. Es sei besser zu konfigurieren und passe sich leichter an die Individuelle Hardware an.
Als Gefahr sieht das Papier die Möglichkeit an, dass Computer-Hersteller Linux als günstige Alternative zu Windows ansehen könnten und Computer ab Werk damit statt mit Windows ausstatten könnten.
Der interessante Unterschied zwischen den Systemen: Linux ist ein freies Betriebsystem, dessen Quellcode jedem Benutzer offen steht. Hunderte von Programmierern haben via Internet an der Entwicklung gearbeitet.
Alle NutzerInnen haben das Recht, Programme nach eigenen Bedürfnissen zu ändern und zu verbessern. Einzige Bedingung: Der Quellcode der Änderungen muss auch frei verfügbar sein. So wird das System auf anarchischer Basis ständig weiterentwickelt. Lizenzgebühren und Kopierschutz gibt es nicht. Die ersten Software-Häuser haben bereits kommerzielle Anwenderprogramme auf der Basis von Linux entwickelt.
Der Kostenvorteil ist enorm: Während ein Windows-NT-Server für fünf BenutzerInnen ungefähr DM 5.400,- kostet, ist das vergleichbare Linux-System der Fa. Red Hat schon fuer DM 89,- zu haben. Windows NT kostet für je weitere fünf angeschlossene Rechner DM 2.800,-. Linux dagegen kennt keine Begrenzung. Alle NutzerInnen haben das Recht, es auf beliebig vielen Rechnern zu installieren.
(NZZ) Netscape spricht von "intelligentem Surfen"; doch eine der neuen Funktionen im Browserprogramm Navigator (ab Version 4.06) ist zugleich eine Art Minispion: Sobald sie aktiviert ist, meldet sie jede vom Benutzer aufgerufene Internet-Adresse automatisch und stillschweigend an Netscape weiter. Die BenutzerInnen werden über diese Vorgänge nicht ausreichend informiert und haben auch kaum Möglichkeiten, sie selbst zu bemerken. Eine Hackergruppe deckte das jetzt auf.
Der Browser meldet Netscape komplette Web-Adressen, zwar ohne allfällige Parameter, in denen sich etwa Kennwörter verbergen können, aber doch mit allen Unterverzeichnissen. Vor allem aber erlaubt die Funktion, deren eigentlicher Zweck das Finden ähnlicher Websites ist, den Aufbau eines umfangreichen Persönlichkeitsprofils aller Benutzer. Denn Netscape kann bei jeder Meldung einer WWW-Adresse feststellen, auf welchem Rechner diese Seite gerade angezeigt wird.
Falls der Anwender sich zuvor hat registrieren lassen, kann das "Surfprofil" eines Benutzers ohne weiteres mit seinem Namen und seiner E-Mail-Adresse verknüpft werden. Das kann mit "intelligentem Surfen" nicht gemeint gewesen sein.
haGalil onLine ist der grösste jüdische Online-Dienst in deutscher Sprache. Er wird von nur zwei Privatpersonen gestaltet, die erklärt haben: "Ab Dezember werden wir nicht mehr in der Lage sein, haGalil weiterzuführen, d.h., es bleibt im Netz stehen, so wie es ist, ohne tägliche Aktualisierung, ohne neue Beiträe, ohne Beantwortung der täglichen etwa 60 e-mails."
Ihre intensiven Bemühungen, bei Politik und Wirtschaft Unterstützung für ihre Arbeit an haGalil onLine zu finden, brachten zu 100% wasserdichte Ablehnungen. Wer weiss, welche Millionen Fördergelder für welche Internet-Projekte an grosse Firmen der Medienbranche vergeben werden, kann darüber nur den Kopf schütteln. Ein Projekt wie haGalil onLine wird "dankbar begrüsst" (Schreiben des Bundespräsidialamtes) und bleibt auf der Strecke.
Warum haben die politischen Stiftungen, die versammelte deutsche Medienlandschaft und die Wirtschaft schon wieder ein Problem mit den Juden? haGalil bot keine fertigen Antworten auf Fragen wie diese, aber viel Lesestoff und Diskussionsforen:
haGalil ist informativ, vielseitig, bunt, kulturvoll, spannend, politisch, unterhaltend, modern, ständig aktuell, und immer wieder überraschend.
Gitti Götz
Nachtrag: Es kam dann doch anders. Hagalil ist immer noch (2004) online. Gut so.
Auf dem diesjährigen Mathematikerkongress in Berlin ist eines der letzten wesentlichen Probleme der Menschheit gelöst worden: "Warum gilt der Satz des Pythagoras nur für die Zahl zwei?"
Ein Blick in unser aller Schulvergangenheit erklärt die Dramatik des Problems: Aquadratplusbequadratgleichzehquadrat. Auch, wenn wir noch nicht wussten, wozu das gut sein sollte, auswendig konnten wir's alle. Später begriffen wir, was das sollte.
Aber uns allen blieb, sofern wir nicht Mathematik studierten, verborgen, dass sich um einen Sonderfall handelt. Das geht nur mit hoch zwei, mit "Quadrat" also. Ahochdreiplusbehochdreigleichzehhochdrei ist nicht. Vier, fünf, sechs, usw., alles Fehlanzeige.
Das war der Menschheit schon seit Jahrhunderten bekannt. Nur wusste niemand, auch die Mathematiker nicht, warum. Durch Probieren war's klar, die logische Begründung fehlte.
So was quält Mathematiker nachts im Schlaf. Einer sagte einmal: "Die Mathematik ist eine Mausefalle. Wer einmal in dieser Falle gefangen sitzt, findet selten den Ausgang, der zurück in seinen vormathematischen Seelenzustand leitet." Im 17. Jahrhundert lebte in Frankreich ein Jurist namens Pierre de Fermat, seines Zeichens königlicher Magistrat und Friedensrichter. Er betätigte sich als Hobbymathematiker und liebte es, anderen Rätsel aufzugeben. Er behauptete, den Beweis gefunden zu haben, aber "doch ist dieser Rand hier zu schmall, um ihn zu fassen."
Um die Jahrhundertwende wurde für die Lösung dieses Problems ein Preis ausgelobt. Erst jetzt, 1998, wurde er vergeben. Andrew Wiles brütete jahrelang über der "Fermatschen Vermutung", dann stellte er der Fachwelt seinen Beweis dieser Vermutung vor. Auf der Welt gibt es nur eine Handvoll Mathematiker, die diesen 130 Druckseiten umfassenden Beweis überhaupt verstehen können.
Nun können wir uns alle wieder beruhigt zurücklehnen. Das Problem ist gelöst. Auch Pythagoras kann die Gr¨beleien in seinem Grab einstellen, falls ihn diese Frage überhaupt jemals interessierte. Wen es trotzdem (oder gerade deswegen) interessiert, sei das Buch "Fermats letzter Satz" von Simon Singh empfohlen.
Petra Handelmann
Mensch fasst es nicht! Ausgerechnet in Rom, durch den Vorort "Vatikan" gerühmte ewige Stadt der ewigen Männlichkeit gibt es einen Chirurgen, Nicolo Scuderi mit Namen, der befasst sich im Krankenhaus "Umberto I" mit Transplantationen. Das wäre noch nichts Besonderes, aber der Mann erstürmt die letzte Bastion der Verpflanzungstechnik, auf die bisher noch niemand gekommen war: Penisse.
Aber, meine Damen! Festhalten! Nicht aufregen! So lassen wir das Für und Wieder abwägen:
Nungut, da gab es 1993 einen Unfall, bei dem ein Mann seines Gliedes verlustig wurde. Dass ihm geholfen werden konnte, ist schön. Aber im Zeitalter der Schönheitschirurgie hat Scuderi natürlich etwas anderes im pekuniären Sinn:
Wer mit seiner (oder ihrer?) Ausstattung nicht zufrieden ist, melde sich bei ihm. Warum sich auf Lifting oder Fettabsaugen beschränken? Wer für teures Geld seinen Körper stylen lässt, wird wohl kaum dort aufhören, wo es richtig spannend wird?
Folgerichtig redet Scuderi auch nicht von der Reimplantation versehentlich abgeschnittenen Familienglücks, sondern ausdrücklich von "Fremd-Penissen". Hmm. Meint der jetzt gespendete oder Leichen-Ersatzteile? Das dürfte noch einiges an Verwicklungen geben...
Aber immerhin, da gibt es ja Anwendungen: Bei Scuderi meldete sich schon ein... äh... eine... Also, jemand meldete sich und bereute seine Geschlechtsumwandlung. Ob Scuderi da helfen könne? Überhaupt: Dann können je ein männlicher und eine weibliche KandidatIn fuer Geschlechtsumwandlungen ihre Körperzierden tauschen...?
Aber das kennen wir doch alles schon! Da werden solche Ausnahmefaelle als Begründung fuer hyperinnovative Neuerungen an den Haaren herbeigezogen. Siehe neulich: Viagra für Weiber (Nr. 18/August 1998). Wenn sich die Technik durchgesetzt hat, sind die Anwendungen ganz andere...
Da fällt mir eine Freundin ein, der muss ich davon erzählen. Die hat mit ihrem aktuellen Lover da so ein Problem... Ach ja, und wo sind eigentlich die Kolleginnen, die es als den Gipfel unserer Emanzipation betrachten, im Stehen pinkeln zu duerfen?
Wenn auf Hollywoods vornehmen Stehparties die Busen nicht mehr in Zentimetern, sondern in Dollar notiert werden, warum sollten die magerer ausgestatteten Herren der Schöpfung sich nicht auch gegenseitig einen Blick hinter den Hosenbund goennen? Ich stelle mir das leise Raunen am Pissoir vor: "Guckma, der Pitter! War extra im Rom beim Scuderi. 26 Riesen hat der dafür hingelegt. Soll von nem Inder sein..."
Ob wir auch von der neuen Technik profitieren, ist leider noch sehr fraglich. Nach der Funktionstüchtigkeit seiner Zweitausstattung gefragt, äussert sich Scuderi etwas ungenau: "Das ist die Hauptsorge", sagt er unheilschwanger, "die Hauptfrage. Wir werden es nach der Operation wissen." Aha! Ich wusste es doch, dass ein Haken dabei ist. Jaja: Ein Haken, kein Nagel!
Marita Gerstmann
(NM) Ende 1938 erliessen die Nazibehörden Verordnungen, die jüdischen BürgerInnen das Recht auf Betrieb eines Handwerks oder Gewerbes nahmen. Ihre Vermögen wurden verschleudert, für nicht viel mehr als ein Butterbrot von NS-Funktionären und verdienten "alten Kämpfern" unter den Nagel gerissen. Selbstverständlich bedienten sich die Grösseren auch im grösserem Umfang. Mancher heute angesehene Industriekonzern legte hier den Grundstein für seinen Aufstieg.
Das war der Beginn des grossen Raubes an der jüdischen Bevölkerung. Der Anfang des Weges, an dessen Ende ihnen das Leben genommen und danach selbst noch ihre Haare, Goldzähne und Brillen verwertet wurden.
Eine Ausstellung im Düsseldorfer Stadtmuseum zeigt einen bisher verdrängten Aspekt dieser Geschichte: Anfang der 40er Jahre bekam der Diebstahl ein rechtlich abgesichertes Gewand und wurde zum Volkssport. Hier stehen die "ganz normalen Deutschen" und ihr Anteil an der Schuld im Licht.
Wände voll Akten, Aufstellungen, Auktionsberichte und andere Dokumente hinter Glas. Die vergilbten Papiere geben Aufschluss darüber, wie die "arischen" Nachbarn sich am Eigentum jüdischer Menschen bereicherten.
Wolfgang Dressen, Düsseldorfer Politologe, hat die Akten im Kölner Oberfinanzamt entdeckt und die Ausstellung vorbereitet.
Wer an kalten Wintersonntagen nicht alleine frühstücken will, findet in Düsseldorf reichlich Angebote. Da gibt es In-Lokale in Rheinnähe mit durchaus akzeptablem Angebot, aber weniger akzeptablen Preisen. Es gibt Kulturzentren mit preiswerten, kreativen Frühstücks-Ideen, aber leider nur gerade so eben geniessbaren Zutaten.
Und dann gibt es das Frühstücksbuffet im LuSZD auf der Lierenfelder Strasse! Hier stimmt einfach alles: Freundliche, helle Räume mit viel Fensterfront, nette Deko, nette Leute vor und hinter der Theke.
Für DM 15,- incl. ein Orangensaft und Kaffee bis zum Abwinken bieten die LuSZD-Leute viel zu viel und legen bis zum Schluss noch gewissenhaft nach. Kakao für die Kinder? Kein Problem. Noch'n Ei? Kein Problem. Und immer wieder diese selbstgemachten Marmeladen... Jeden Sonntag aufs Neue ein Genuss von elf bis zwei.
Das LuSZD (Lesben-und-Schwulenzentrum Düsseldorf) musste im Sommer 2002 seine Arbeit einstellen. Die Räume wurden vom Cafe Rosa übernommen
Mit Freuden nahm ich wahr, dass der Meister des Ambient Drum'n'Bass eine neue Compilation in Richtung unserer ach so empfindlich-kritischen Ohren fertiggestellt hat. Mit genau dieser Einstellung stellte ich meine Hörnerv-Antennen auf höchste Empfangsbereitschaft, stimulierte in angepasster Manier und war bereit, die Reise anzutreten.
Doch während des Trips fragte ich mich, ob ich versehentlich die 2. Klasse gebucht hatte. Okay, es gibt weiterhin bequeme Liegesitze, angenehme Temperaturen und sanft-sphärische Berieselung. Doch wenn ich das Gefühl bekomme, durch kleine Lautpsrecher in einem Supermarkt zum Einkaufen stimuliert zu werden, bricht die Reise teilweise abrupt ab. Also Herr Bukem: Beim nächsten Mal etwas mehr Innovation und Kreativität!
Nobby
Am 11. Dezember gastiert "Embryo" wieder im Neusser Haus der Jugend für unglaubliche 9,-/12,- DM. Welch wunderliches Instrumentarium an diesem Abend geboten wird, bleibt wie immer offen. Die gemütliche Atmosphäre und faire Getränkepreise laden zu einem Smoke-In mit genüsslichem Trip in die psychedelische Welt der Spätsechziger ein. Meistens verlassen die Bandmitglieder nie vor fünf Stunden Spielzeit die Bühne. Kein Wunder bei Stücken von durchschnittlich einer Stunde Länge. Auch die Publikumsnähe ist immer wieder angenehm.
Nobby
Die Bilker Musik- und Kneipensport-Kultstätte "Blende" bietet für die Weihnachtsverdrossenen ein volles Dezember-Programm.
Am Sonntag, den 6., 20:00 Uhr ist Loveless Sons zu Gast und für DM"8,- zu geniessen.
Einen Leckerbissen gibt es am Sonntag, den"20.: Die Mönchengladbacher Band Distortion spielt unter ihrem verheissungsvollen Motto "Groove ohne Gnade".
Samstag, den 26. holt uns die Blende mit einem Doppelkonzert aus der weihnachtlichen Verdauungsstille. Es spielen "Two Ladies in Rock" und (...? Dat konnt isch auf dem blassen Fax nu wirklich nich entziffern! Der Säzzer).
Nebenbei läuft das übliche Programm:
Stell Dir vor, es geht, und keiner kriegt's hin!
Kürzester Computerwitz Nr. 4
Eine Kuh ist eine Kugel, die in alle Richtungen Milch abgibt.
Zumindest in erster Näherung.
Ein unbekannter Physiker
Internationaler Tag der Gewalt gegen Frauen - Grüne kündigen gesetzliche Initiativen an.
Überschrift einer Pressemitteilung der frauenpolitischen Sprecherin der Grünen im Bundestag, Irmingard Schewe-Gerigk
Der Klimagipfel von Buenos Aires stösst auf ein sehr unterschiedliches Echo. Selbst SPD-Umweltexperte Michael Müller erkannte auf ein "Nullergebnis" beim "desatrösen Klimagipfel". Karsten Smid von Greenpeace forderte Umweltminister Trittin auf, "eine klima-freundliche Verkehrspolitik durchzusetzen und sich dabei nicht von Automann Schröder ausbremsen zu lassen".
Wegen der Verschiebung der Umsetzung der ohnehin laschen Ziele von Kyoto 1997 könne die Konferenz von Buenos Aires "wirklich nicht als Erfolg für den Klimaschutz bezeichnet" werden, sagte NABU-Präsident Jochen Flasbarth. Der wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen sprach von einem "mageren Fortschritt".
Und Bundesumweltminister Trittin (Grüne)? In einer Stellungnahme, die auch von Angela Merkel stammen könte, pries er den Gipfel als "Erfolg". Unter den verblüfften Nachfragen der Umweltschutzverbände ("War der auf einem anderen Gipfel?") relativierte er seine Äusserungen wieder. Bleibt zu hoffen, dass wir uns an so etwas nicht gewöhnen müssen.
Zwischen Umweltschützern und Grünen wird schon heftig darüber diskutiert, ob und wie weit sich die Grünen von einem wichtigen Teil ihrer Basis, der Umweltbewegung, entfernt haben. Es ist klar: Nach wenigen Wochen Regierungszeit sind Urteile über die Regierungsarbeit noch nicht angesagt. Auch der Vorwurf der Erfolglosigkeit gegenüber den Grünen verliert beim Blick auf das Wahlergebnis ein wenig an Schwung.
Aber: Keinen Erfolg zu haben, und genau dies in bestem Diplomatendeutsch als Erfolg verkaufen zu wollen, das ist das Letzte.