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Neue deutsche Heldensagen

Jakob Creutzig suchte am 21.02.2002 in de.talk.tagesgeschehen nach Alternativen zu hollywoodschen Handlungssträngen:

Thomas Maier wrote:

> So viel ich weis, gibt es auch keinen deutschen Film,
> wo die deutschen die Welt retten.

Hmmh, wir koennten ja einen drehen. Eine Idee fuer
die Handlung haette ich auch schon. (Aehnlichkeiten mit
der Handlung bestehender Filme oder Politiker sind rein
zufaellig.)

"Tag der deutschen Einheit - Freiheit oder einen 4.5% Tarifvertrag"

Kurzhandlung

Aus heiterem Himmel erscheinen lauter UFOs über Deutschland und zerlasern Schloss Neuschwanstein, den Kölner Dom und das Deutsche-Bank-Gebäude in Frankfurt/Main.

In einer umgehend anberaumten Krisensitzung des deutschen Bundestages gedenken Führer aller Parteien der Verstorbenen und werfen sich gegenseitig völliges Versagen bzw eine Blockadehaltung bei der Alien-Invasion vor. Die Bundeswehr wird in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt, d.h. es stehen nun sechs Wehrpflichtige an den Schlagbäumen und filzen jedes Auto gründlich nach etwaig versteckten UFOs. Während die PDS umgehend ein Integrationsprogramm für die Alien-Invasoren ausarbeitet und der Arbeitgeberverband die zögerliche Haltung der Regierung im Angesicht ungeahnter Investitionsmöglichkeiten im Alien-Technologie-Bereich kritisiert, startet die FDP eine Initiative zur Privatisierung des Rüstungs- und Militärbereiches, um die Effizienz der Verteidungskräfte zu erhöhen. Die Grünen hingegen erleben eine Zerreissprobe bei der Kampfabstimmung darüber, ob auch für widerliche Schleimmonster aus der xten Galaxie, die nur aus Spass am Kaputtmachen Lichtjahre weit geflogen sind, die Menschenrechte in vollem Umfang, in eingeschränktem Umfang oder nur vorläufig gelten sollen. Als dann noch die Frage nach der Definition von zivilen Aliens und deren Status debattiert wird, muss Joschka Fischer eingreifen, um eine Aufspaltung zu verhindern.

Währenddessen zerlegen die UFOs Südhessen in klitzekleine Stückchen.

Die Bildzeitung bringt ein exklusives Photo eines Alien-Invasoren, welches aber schnell als Bild von Nina Hagen mit Gurkenmaske enttarnt wird. Dieser Skandal beschäftigt die seriöseren Zeitungen zwei Tage lang. Der Bundeskanzler spricht allen Deutschen seine uneingeschränkte Solidarität aus und kündigt eine entschlossene Haltung im Kampf gegen die Aliens an. Derweil plaudert der Verteidigungsminister die geheimen Gegentaktiken aus (man wollte das speziell eröffnete Genehmigungsverfahren zur Einäscherung von Wohngebieten durch UFOs mittels Verfahrenstricks verschleppen), sodass sich die Regierung etwas neues ausdenken muss. Die Opposition fordert seinen Rücktritt, Neuwahlen, Steuersenkung und einen Striptease der Bundesverbraucherministerin im Bundestag. Der Tierschutzbund nutzt die Gunst der Stunde, um auf die untragbare Situation in deutschen Ställen hinzuweisen, was die deutschen Landwirte mit einer grossen Gegendemonstration beantworten. Der Kanzler präsentiert stolz in den Zeitungen die vielen Beileids- und Solidaritätsadressen aus aller Welt, sogar aus den USA. (Die haben zwar "Germanny" falsch geschrieben, aber immerhin.)

Die UFOs haben in der Zwischenzeit das Rhein-Main-Gebiet eingeebnet und positionieren sich bei Kiel.

Wegen der jetzigen Nichtexistenz des Bundeslandes Hessen versucht die Regierung, dessen Sitze im Bundesrat verfallen zu lassen, um dann ihre Sozialreform durchschleusen zu können. Hiergegen klagt die Opposition vor dem BVerfG und erreicht einen vorläufigen Unterlassungsbescheid, welcher sämtliche Abstimmungen im Bundesrates bis zur Grundsatzentscheidung im nächsten Frühjahr verbietet. Weil ein Regierungsmitglied die Oppositionsparteien der Mitverantwortung an der Alien-Invasion bezichtigte, verweigern diese jetzt im Bundestag jegliche Mitarbeit, sodass die geplante Grundgesetzänderung (man wollte die Bundesflagge durch ein fetzigeres Motiv aufmotzen, um bei den Kiddies mehr Wehrwilligkeit zu erreichen) ebenso durchfällt wie der Versuch, die Wehrpflicht auf 72 Jahre auszudehnen (was eine Expertenkommission für geboten hielt, um die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr im Hinblick auf den momentanen Bevölkerungsschwund weiterhin zu gewährleisten.) Der Bundespräsident warnt vor einem Missbrauch der Alienthematik für Wahlkampfzwecke.

Währenddessen finden die UFOs in Norddeutschland keine Ziele mehr und machen sich nach Bayern auf.

Die Bundesregierung verspricht nach heftiger Kritik [der Bildzeitung] die Einbeziehung des Bundestages in alle Fragen der nationalen Verteidigung. [Dafür kommt ihnen die Opposition im Haushaltsstreit entgegen.] Sie verknüpft die Abstimmung über den Einsatz der Luftwaffe und des Heeres mit der Vertrauensfrage, weil es wichtig ist, in solchen Fragen die Fraktion geschlossen hinter sich zu haben. Deshalb stimmt nun die Opposition dagegen, und da zwei Fraktionsangehörige krank sind und ein dritter schwerhörig, kommt die erforderliche Mehrheit nicht zustande, und die Jets müssen auf dem Boden bleiben. Der Innenminister legt unterdessen ein Gesetzpaket zur inneren Sicherheit vor, in welchem zum Schutz vor Alien-Angriffen jeder Bürger verpflichtet wird, zwecks Identifikation seinen beglaubigten Stammbaum und mindestens einen engeren Verwandten mit sich zu führen. [Diese Gesetze passieren anstandslos den Bundestag.] Der Aussenminister ist vollauf damit beschäftigt, die USA von einem atomaren Schlag gegen die UFOs abzuhalten ("Aber dann sindse weg und bedrohen niemand mehr; ausserdem könnten wir nebenbei noch'n paar Schurkenstaaten wegblasen" soll der US-Präsident angeblich gesagt haben, Experten bezweifeln jedoch, ob er so lange Sätze formulieren könnte), darauf fordert die Opposition den Rücktritt dieses Antiamerikanisten.

Bayern lebt nur noch in einigen Trinkhallen auf Etiketten weiter, die UFOs schwenken nach Mek-Vor. Kurz darauf biegen sie mit dem Ruf "Hier waren wir schon!" ab in Richtung Sachsen.

Die EU verbietet Deutschland die Subvention von Rüstungsunternehmen, da dies gegen EU-Wettbewerbsrecht verstosse. Dies nimmt die Opposition zum Anlass, über einen Misstrauensantrag nachzudenken. Durch die geschickte Placierung der neuesten Arbeitsmarkt- und Sozialdaten (über 60% Rückgang in 2 Wochen) erreicht die Regierung jedoch einen Stimmungsumschwung in der Bevölkerung, was Neuwahlen zum Desaster für die Opposition machte. Darauf fordert diese eine Rückkehr zur Sacharbeit. Unterdessen präsentiert die FDP ihr neues Steuermodell unter dem brandneuen Slogan: "sicherer Fortschritt, nachhaltige Verteidigung", welches dem Steuerzahler eine Steuerrückerstattung pro getötetem Alien gerantiert. ("Durch diese finanziellen Anreize wird die Alienvernichtung im privaten Bereich erheblich an Attraktivität gewinnen", so der Parteichef). Die Regierung kritisiert das Vorhaben als nicht finanzierbar.

Die UFOs steuern auf die letzte grössere Erhebung in DE zu, Berlin.

Kurz vor dem letzten Angriff auf den deutschen Bundestag fordert der Bundeskanzler sämtliche MdBs zur Evakuierung auf. Die Opposition wittert ihre Chance und verweigert den Auszug solange, bis die Regierung...

WHOOOOOOSH!

Vielleicht klappts ja in der nächsten Legislaturperiode.

Jakob, der vielleicht ein bisschen zu viel Zeitung liest oder das alles viel zu negativ sieht, der mit diesem Posting nicht wirklich substantielle politische Kritik äussern wollte und der sich für dies Posting und diesen Schraubensatz im nachinein mit einem SCNR entschuldigen möchte.

Wer hat weitere Ideen für neue deutsche Heldensagen?