In der Newsgroup de.alt.sysadmin.recovery gab es wieder mal einen hübschen Thread mit viel Spott über Köln, im speziellen: Kölner Beschilderung...
tilman meinte am 5.05.2001: > In Köln habe ich gelernt, das > Angebot des Besuchten: > "Ich erkläre Dir, wie Du hier wieder wegkommst" > *nicht* mit "Das find ich schon" abzulehnen.
Aus deren Logik ist das sogar richtig. Das Kölner Prinzip beruht darauf, Besucher anzulocken und heftig Umsatz zu machen. Da keine natürlichen Hindernisse die Abreise verzögern könnten (vgl Bouillon), und der Rhein schon zugebrückt ist, mussten die sich was anderes einfallen lassen. Sie organisierten ihr Strassensystem kreisförmig und schafften das Linksabbiegen grossflächig ab. Fertig ist die Touri-Falle (vgl Bouillon).
Alle gastronomisch erschlossenen Sehenswürdigkeiten sind perfekt ausgeschildert, Ziele ausserhalb Kölns weniger. Ausserdem: Wer will schon nach "Düren" oder sowas? Die optische Orientierung funktioniert auch gut: Den Tempel, in dem die örtliche Klüngel-Clique ihre Rituale abzieht, findste immer. Der ist einfach hoch genug. Das ist bei denen der Nullpunkt. Du musst einfach gucken, dass Du möglichst weit davon wegkommst. Wenn Du ihn nicht mehr siehst, biste endlich raus aus Köln.
> werde ich vielleicht auch langsam > eine Vorstellung davon haben, welche > Abbiegeentscheidung welche längerfristigen > Konsequenzen für meine Fahrtrichtung haben wird.
Nunja... Nach einigen Jahren lernste dazu. Du brauchst nix weiter als nen Kompass und ne gute Autobahn-Karte. Die schreiben ja immer nur die Autobahnkreuze auf die Schilder. "Autobahnkreuz Köln-Nord" oder so.
Wenn Du die beiden Stellen gefunden hast, wo Du links abbiegen darfst, kommste raus. Fragt sich nur, wohin. Wenn Du nahe Berge siehst, ist es Osten. Wenn Du ferne Berge (Eifel) siehst, ist es Süden. Wenn endlich richtiges Bier ausgeschenkt wird, ist es Norden. Wenn sich die Leute anhören, als hättense ne Halskrankheit, ist es Westen (NL).
Früher gabs noch die Methode, statt einmal links (geht ja nie) dreimal rechts abzubiegen. Das haben die aber gemerkt, und solche Ecken mit einem Einbahnstrassen-Fussgängerzonen-Wirrwarr ausgestattet. Da findeste zwar auch wieder schnell raus, dafür stehste dann aber zum zehnten Mal schon wieder vor dem blöden Dom.
Das beste ist wirklich, anhand der Autobahnkarte zu entscheiden, wo Du eigentlich wirklich hinwillst, mit dem Kompass das Autobahnkreuz raussuchen, was der Sache am nächsten kommt, und dann treu der Köll'schen Auffassung von "Beschilderung" zu folgen. Ausserhalb Kölns ist ein fine-tuning für die Richtung dann kein Problem mehr.
Wenn die nicht gerade in einem Anfall von Realitätssinn ihr Verkehrssystem verbessern wollen, und die Stadt dafür mit Baustellen zupflastern, schaffste die Ausreise locker in drei Stunden.
Ach so: Wenn irgendwo "Zoobrücke" oder "Messe" steht, sofort die Richtung wechseln, sonst funktioniert das Tool nicht. Du landest da auf einer Art Achterbahn auf der anderen Rheinseite. Da scheint es zwar ein paar Tricks zu geben, damit Du wieder zurück kommst, dafür kippt Dich die linksabbiegefreie Strasse aber prompt wieder vor dem Dom ab (Die Parallelen zu Bouillon sind wirklich verblüffend. Das muss am historischen Hintergrund des "Kölsch" liegen).
Ich kenne sogar ein paar Leute, die behaupten, Köln zu verstehen. Erklären können sie es allerdings nicht. (Hans-Dieter-Hüsch: "Der Rheinländer weiss nix, kann aber alles erklären.") Kannst Du Dir ein Filesystem für ein Unix von Kleinweich vorstellen? Nicht? Siehste!
Das ist Köln.
Gruss Rainer
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