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Düsseldorf - Bilk


Emma's - der moderne Tante-Emma-Laden

Bürgerstr. 4 – Düsseldorf-Unterbilk

Ja klar! Kann man so machen. Die immer weiter verlängerten Ladenöffnungszeiten knabbern an der Existenzgrundlage eines Kerns der rheinisch-ruhrpöttlerischen Kultur – des "Büdchens" oder auch "Kiosk". Wer sich hier nichts einfallen lässt, kommt nicht weit. Noch ein Schild "Stehcafé" danebenhängen und schlechten Automatenkaffe anbieten bringt nichts. Das Zeitschriftenregal noch einen Meter verlängern und noch mehr Magazine anbieten, die keiner lesen will, auch nicht.

Das Prinzip "Colmado" á la Café Lighthouse greift da schon eher. Aber warum in die Ferne schweifen? "emma's" greift zur ausgestorbenen Kultur des "Tante-Emma-Ladens", garniert mit ein wenig französischem Caféhaus-Flair. Hier, im sehr verkehrsberuhigten Teil von Düsselorf-Unterbilk, unmittelbar am Friedensplätzchen, fühlt man sich in die Zeit zurückversetzt, als alles noch besser war. Sogar die Zukunft.

Die Einrichtung wirkt wirklich wie aus Omas Tante-Emma-Zeiten "von vor'm Kriech". Fragt sich nur, von vor welchem Krieg. Selbstaufbereitete altmodische Holzstühle gruppieren sich um einige winzige Tische. Das Schaufensterpodest wurde mit vielen Kissen zu einem Sofa umgewidmet. Die Kassentheke muss wirklich mal in einem Tante-Emma-Laden gestanden haben. Die Kasse auch. Die geht nicht elektrisch. Hier wird noch gekurbelt.

"Wie früher!" denke ich an allen Ecken und Enden. Die Gläser und Dosen sind nicht platzsparend ins Regal gestopft, sondern liebevoll zu Pyramiden aufeinandergestapelt. Der Warenvorrat wird Teil der Dekoration.

Die Kaffeetassen für den Milchkaffee haben die Grösse, die man in Frankreich Fernfahrern vorsetzt. Kleine "Snacks" und Kuchen werden zu sehr angemessenen Preisen gereicht. Es gibt Ciabatta, Panini, Baguettes, Toasties (was ist das?!), Fladen, Croissants, Muffins, Brownies, Waffeln – und sogar sonntags frische Brötchen. Hier wird das Tante-Emma-Prinzip inkonsequent umgesetzt: Wo, bitteschön, sind die "Butterbrote", die "Stullen"?

Eine nette, junge, keck bemützte Frau wuselt zwischen Publikum, Theke und Lager/Küche hin und her. Ein junger Mann, offenhörig BWL-Student, versucht mit seinem Fachwissen zu prahlen. Eine fitte junge Frau bringt ihn mit drei gezielten Fachfragen zum Schweigen. Das Publikum grinst.

Dezente, entspannende Musik von Klavierkonzerten bis zu deutschen und französischen Chansons aus der Zeit, aus der die Einrichtung stammt, liefert die Stimmung, die mensch sich des sonntags im Dschungel der Grosstadt wünscht.

"emma's" füllt sehr charmant die Lücke, die die flächendeckend nachmittags geschlossenen Gastronomieküchen ihr freundlich hinterlassen. Laut (konsequent kleingeschriebener) Eigenwerbung bieten sie "dinge, die des sonntags fehlen könnten". *seufz*. Wie wahr! Die Inkomparabilien des urban life werden hier ebenso elegant wie menschlich abgefedert. Aber warum in aller Welt muss ein simples Kondom 4.00 € kosten?!

Und was soll der falsche Apostroph in "emma's"? Manchmal scheint es besser, die "jungen Kreativen" mal in ihrem Stall zu lassen. Die "Tante Emmas" damals schrieben Substantive und Eigennamen jedenfalls gross. Selbst dann, wenn sie nicht wussten, was ein Substantiv ist. Apostrophe kannten sie gar nicht.

"emma's"
der moderne Tante-Emma-Laden
Bürgerstr. 4
40219 Düsseldorf

Tel: +49 (0)211 158 54 10

Öffnungszeiten
Mo - Fr 7.30-22.00
Sa - So 8.30-22.00