Update: Aus gruppenhydraulischen Gründen änderte sich erst die personelle Besetzung, danach das Konzept. Inzwischen gibt es den Betrieb nicht mehr.

Café Lighthouse

Oder: Das mediterrane Rheinland

"Mit Deutschland geht es bergab!" sagen manche. Und haben ganz bestimmt auf ihre Art Recht. "Es wird doch nur auf hohem Niveau gejammert!" behaupten andere. Und haben auch Recht. "Leistung muss sich wieder lohnen!" befahl Kohl damals®. Es ist strittig, ob er Recht behielt.

Es gibt aber Menschen, die jenseits aller Stammtischtheorien und Politikersprüche einfach ein Konzept nehmen und umsetzen. Punkt. Dann kommt so etwas wie das "Café Lighthouse" dabei heraus. Das Prinzip kommt aus Südamerika und/oder der Karibik. Wo immer sich dort einige Häuser um eine Kreuzung scharen, muss es auch diese geniale Kombination aus Kneipe und Tante-Emma-Laden geben. Diese sogenannten "Colmados" sind die sozialen Treffpunkte des Dorfes. Natürlich hält der Bus vor dem Colmado und die Post wird auch da abgegeben.

Monika & Hans-W. Schulze haben dieses Prinzip jetzt nach Unterbilk importiert. In monatelanger Arbeit restaurierten sie ein Kiosk auf der Kronprinzenstr. 72. Die Baustelle war die bestbesichtigste in weiter Umgebung. Das Viertel nahm Anteil an ihrer Arbeit. Aber was sollte das werden? Die beiden ergänzten den Kiosk um einige Bistro-Tische, einen Nebenraum mit kleiner Bar und einen Innenhof.

Das uralte Schild "Kiosk" über dem Eingang blieb, innen locken helle Räume in freundlichen Pastellfarben, die sich mit den bunten Zeitschriften im Regal ergänzen. Monika Schulze regiert fleissig und beweglich über Kaffee, Kuchen, Brötchen, Gästen und dem üblichen Büdchensortiment.

Und siehe da: Das Konzept funktioniert. Die Nachbarschaft kommt, staunt und bleibt. Die bunte Mischung der Bewohner des Viertels spiegelt sich in der Schlange an der Theke. Hier kaufen, sitzen und plaudern Menschen, die man an keiner Kneipentheke nebeneinander sähe.

Wenn die brutalstmöglich auf neununddressigkommafünf heruntergeschminkte Oma samt frühpubertierendem Enkel und übergewichtigem Hund zum sonntäglichen Frühstücksbuffet erscheint die Bühne betritt, staunt das bürgerliche bis intellektuelle Publikum drumherum. Es ist eine 15minütige, privatsenderreife Show, bis alle drei aus den Winterklamotten gepellt und GANZ ENTSPANNT um einen Tisch drapiert sind. Der Entscheidungsfindungsprozess über Art und Zusammensetzung des Saftes ("mit oder ohne Möhren?") ist geeignet, moderne Lyriker zu inspirieren.

Solange solche Läden existieren, kann in Unterbilk niemand einsam sein. Hier weiss man alles. Wer wann wo starb und wer wann wo gezeugt geboren wurde. Wozu die AWO drei festangestellte Sozialarbeiter braucht, das schafft Monika Schulze mit ihrer Kombination aus Waren, Gastronomie und Dienstleistung.

Hier ist noch das drin, was draufsteht. Der Kakao besteht aus Milch und Kakao und ist heiss. Ein Frühstück ist ein Frühstück und kein "Snack". Der Milchkaffee kann mit seinem Original in Frankreich mithalten.

Monika Schulze wuselt kreuz und quer durch die versammelte Nachbarschaft. "Nein! Ich bring Dir das! Setz Dich hin! Lass Dich verwöhnen!" Die Schweigermutter steht Sonntags plötzlich im Rahmen und der Kühlschrank ist leer? Keine Angst! Monika fällt dazu etwas ein. Ganz bestimmt!

Konrad Beikircher sagte einmal: "Der Rheinländer is dat einzisch mediterrane Volk Deutscher Zunge." Wie recht er hat, erlebt man an warmen Tagen auf der winzigen Terasse des "Café Lighthouse".

Lindenstrasse? Brauchen wir nicht. Dat könnenwer selber. Besser.

Café Lighthouse
Monika & Hans-W Schulze
Kronprinzenstr. 72
40217 Düsseldorf-Unterbilk

Tel. 0211/373784

Mo - Fr	06:00 - 18:00
Sa	07:00 - 18:00
So	08:00 - 18:00